Tour Brandenburg Wittstock – Fürstenberg/Havel

Eine weitere Etappe auf der Tour Brandenburg führt uns von Wittstock an der Dosse nach Fürstenberg an der Havel. Start  ist am Bahnhof Wittstock, der von Berlin bzw. Wittenberge aus mit dem RE 6 („Prignitz-Express“) im Stundentakt erreichbar ist. Wittstock liegt an der Mündung des Flüßchens Glinze in die Dosse und ist eine der ältesten Städte Brandenburgs. Die Stadt wurde 946 erstmals in einer Urkunde erwähnt und erhielt 1248 Stadtrecht. Die Wittstocker Burg diente den Bischöfen von Havelberg von 1271 bis 1548 als Wohnsitz. Wir fahren vom Bahnhof aus durch den Park an der Glinze in die Altstadt. Von Weitem sehen wir schon das Wittstocker Wahrzeichen,  die im 13. Jahrhundert errichtete St. Marienkirche mit ihrem 68 m Turm, den man auch besteigen kann.

 

Nicht weit von der Kirche entfernt erreichen wir den Markt mit dem historischen Rathaus. Das erste Rathaus, 1274 errichtet, erlebte zahlreiche Um- und Neubauten. Das derzeitige Gebäude stammt aus dem Jahr 1905/06. Es wurde im Stil des Historizismus errichtet und hat zahlreiche Beigaben, so die Gerichtslaube an der Rückseite und einen für die norddeutsche Backsteingotik typischen Westgiebel. Der Turm mit der barocken Haube erinnert an den Dom St. Marien in Fürstenwalde (Spree). Von außen nicht zu sehen sind die mittelalterlichen Kellergewölbe.

Rathaus Wittstock

Heilig-Geist-Kirche

Ratswaage Wittstock

Stadtmauer

Wir fahren weiter durch die Innenstadt und stehen nach ca. 200 m vor der Heilig-Geist-Kirche. Im 13. Jahrhundert erbaut, diente sie nicht der Stadtbevölkerung als Andachtsstätte, sondern den Kaufleuten und Reisenden. In dieser Kirche hielt die Reformation in Wittstock Einzug. Ein ehemaliger Franziskanermönch war es, der im September 1549 hier erstmals das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichte. Ein verheerender Stadtbrand 1716 verwüstete auch die Kirche. Ihr heutiges Aussehen stammt aus der Zeit nach 1730. Unmittelbar neben der Kirche sehen wir ein keines Gebäude, die ehemalige Ratswaage. Sie stand ursprünglich auf dem Marktplatz und wurde 1833 hierher versetzt. Früher mußten hier alle Kaufleute und Handwerker ein- und ausgehende Waren wiegen lassen. Sie diente der Stadtgemeinde zeitweilig auch als Eichamt. Von hier aus wenden wir uns nach Osten, fahren über die Baustraße Richtung Dosseteich und passieren die Stadtmauer. Wittstock war 1244 erstmals vollständig ummauert. Die 2435 m lange Befestigung ist mit Ausnahme eines kleinen Feldsteinsockels im Norden gänzlich aus Backsteinen im Klosterformat gebaut, was einzigartig in Deutschland ist. Ursprünglich hatte sie eine Höhe von 9 m, heute ist sie zwischen 4 und 8 m hoch und  vollständig restauriert. Wir verlassen nun die Stadt , vorbei an der Stadtmühle von 1757 und der ehemaligen Tuchfabrik Wegener, in Nord-Östliche Richtung.  Nach knapp 3 km Fahrt auf einem sehr gut ausgebauten Radweg erreichen wir das 1274 erstmals erwähnte  Klein Haßlow, heute ein Gemeindeteil von Wittstock. Die Klein Haßlower Dorfkirche, eine Saalkirche aus Ziegeln wurde Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Resten eines Vorläufers von 1746 errichtet. Im Innern findet sich ein Kanzelaltar von 1730, der aus der Heilig-Geist-Kirche Wittstock stammt.

Stadtmühle Wittstock

Alte Tuchfabrik Wittstock

Dorfkirche Klein Haßlow

Von Klein Haßlow fahren wir 7 km weiter auf der Tour Brandenburg über Randow in den 250-Seelen Ort Berlinchen. Der Ort, heute ein Gemeindeteil von Wittstock wurde 1274 erstmals erwähnt.  In der Gemeinde steht eine neuromanische Kirche im Rundbogenstil, die 1852 /53 errichtet wurde. Der kleine Ort ist schnell durchquert und weiter geht die Fahrt nach Sewekow, einem weiteren Ortsteil von Wittstock, das wir nach weiteren 7 km erreichen. Einziges Baudenkmal des Ortes ist die 1586 erbaute Dorfkirche.

Dorfkirche Berlinchen

Dorfkirche Sewekow

Am Ortsausgang von Sewekow überqueren wir die Landesgrenze nach Mecklenburg-Vorpommern. Die Tour Brandenburg führt die nächsten 5 km durch dieses Bundesland. Ca. 3 km nach Sewekow passieren wir am Ortsteingang von Buschhof den ehemaligen Bahnhof an der 2004 stillgelegten und dann abgebauten Bahnstrecke Wittstock – Neustrelitz. Buschhof entstand erst 1816, erlangte aber unter Geologen eine überregionale Bedeutung. 1974 – 1977 erfolgte hier eine Tiefbohrung mit der Bezeichnung Mirow 1/74 bis zu einer Tiefe von 8008,6 Metern. Es war die zu damaliger Zeit tiefste Bohrung in Europa. Von Buschof aus setzen wir unsere Fahrt fort, überqueren nach ca. 2 km wieder die Landesgranze nach Brandenburg und erreichen schließlich die kleine,  1274 erstmals erwähnte, 120-Seelen-Gemeinde Zempow. Der Ort ist von weitläufigen Waldgebieten mit sehr hohem Buchenbestand umgeben. Der Ortsname bedeutet im Wendischen „Buchfinkenort“. In der Mitte des Ortes steht die auf einem Granitfundemant in den 1860er Jahren errichtete neugotische Backsteinkirche.

ehem. Bahnhof Buschhof

Dorfkirche Zempow

Waldweg nach Flecken Zechlin

Flecken Zechlin

Von Zempow aus fahren wir 8 km weiter nach Flecken Zechlin. Der gut ausgebaute Radweg führt auf 7 km durch wunderschöne Wälder, fernab von Straßen und Verkehrslärm. Flecken Zechlin (auch Zechlin), erstmals 1237 urkundlich erwähnt,  ist ein Ortsteil der Stadt Rheinsberg und „Staatlich anerkannter Erholungsort“.  Zechlin beherbergte von 1548 bis 1640 den Fürstensitz der Hohenzollern, danach wurde es Amtssitz des preußischen Domänenamtes. Bis 1721 prägte ein durch einen Brand zerstörtes Schloß das Stadtbild. Erst 1775 wurde die am Marktplatz als klassizistischer Saalbau erbaut. Flecken Zechlin liegt am Schwarzen See.

Pfarrkirche Flecken Zechlin

Schwarzer See

Radweg zum Dorf Zechlin

Dorfkirche Dorf Zechlin

Hier in Zechlin haben wir ungefähr die Hälfte unserer heutigen Tour geschafft. Wir genießen noch die wunderbare Aussicht auf den Schwarzen See und radeln weiter in das ca. 2,5 km entfernte, am Braminsee liegende Dorf Zechlin. Am Dorfanger finden wir hier die Dorfkirche, ein Feldsteinbau vom 1549. Dorf Zechlin besaß von 1926 bis 1945 eine Bahnanbindung über Rheinsberg nach Löwenberg (Mark) mit direktem Anschluß nach Berlin. Die Strecke Dorf Zechlin – Rheinsberg wurde nach dem Krieg als Reparationszahlung an die Sowjetunion abgebaut und später in einen Radweg umgebaut. Diesen Radweg nutzen wir nun bis nach Rheinsberg, das wir nach ca. 10 km erreichen.

Bahntrassenweg Zechlin – Rheinsberg

Haltepunkt Linow

Schloßparkeingang Rheinsberg

Schloß Rheinsberg

Unterwegs passieren wir den liebevoll restaurierten und jetzt auch als Radlerhütte genutzten ehemaligen Haltepunkt Linow an der Bahntrasse. In Rheinsberg fahren wir durch den Schloßpark, über den Rheinsberger Rhin und stehen vor dem imposanten Schloß Rheinsberg. Wo sich heute das Schloß befindet, stand im Mittelalter eine Wasserburg.1566 ließen die von Bredows an der Stelle ein Wasserschloß erbauten. 1740 ließ Kronprinz Friedrich von Preußen das Schloss umfangreich ausbauen und erweitern. Friedrich der Große verbrachte als Kronprinz die glücklichste Zeit seines Lebens in Rheinsberg. Es war seine Probierstube, wo er innovative Gestaltungsideen entwickelte, um sie später in Sanssouci mit großer Meisterschaft zu vollenden. Sein jüngerer Bruder, Prinz Heinrich von Preußen, schuf hier anschließend einen bedeutenden Musenhof und prägte nachhaltig Schloss und Garten im Stil des frühen Klassizismus. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ setzte Theodor Fontane der Stadt ein literarisches Denkmal, und bald darauf machte Kurt Tucholsky Rheinsberg zur charmanten Erfüllung unbeschwerter Liebe. Auch heute kann sich kaum ein Besucher dem Charme des Ortes entziehen. Wie kein anderes Schloss besticht Rheinsberg durch seine malerische Lage am Grienericksee. Hier verbinden sich Natur, Architektur und Kunst zu einem harmonischen Ensemble. Zahlreiche Kunstwerke schmücken die Räumlichkeiten des Schlosses und laden zu einer Reise in die Zeit des 18. Jahrhunderts ein.

Kirche Rheinsberg

Dorfkirche Menz

Bahntrassenweg Menz – Neuglobsow

ehem. Bhf. Neuglobsow

Unweit des Schlosses finden wir die St. Laurentius Kirche . Der dem Märtyrer Laurentius geweihte Bau entstand in mehreren Phasen. Der älteste Teil aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist als Altarraum erhalten. von kulturhistorischer Bedeutung ist die Ausstattung der Kirche mit Werken der Spätrenaissance.

Wir setzen unseren Weg fort und fahren durch die ausgedehnten, herrlichen Wälder des Stechlin nach Menz am Roofensee. Das älteste Gebäude des Ortes, der 1290 als Rittersitz erstmals erwähnt wurde, ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende Dorfkirche. Von Menz aus radeln wir nun auf der Trasse der ehemaligen Stechlinseebahn nach Neuglobsow am Großen Stechlinseee. Die Stechlinseebahn war eine Bahntrasse, die von Gransee nach Neuglobsow verlief. Die Bahnlinie war von 1930 bis 1996 in Betrieb. 2006 wurden die Gleise abgebaut und der Abschnitt Menz – Neuglobsow in einen wunderschönen Radweg umgewandelt. Der Bahnhof Neuglobsow wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Neuglobsow, 1780 im Zusammenhang mit einer Glashütte, entstanden, ist ein beliebter Ferien- und staatlich anerkannter Erholungsort. Der Große Stechlinsee, an dem er liegt, gilt als der sauberste See Brandenburgs.

Radweg Neuglobsow – Fürstenberg

Havelschleuse Fürstenberg

Altes Postamt

Bhf. Fürstenberg

Von Neuglobsow aus sind es nur noch wenige km auf einem wunderschönen Radweg durch ausgedehnte Wälder bis nach Fürstenberg an der Havel, der einzigen Wasserstadt Deutschlands. Die 1287 erstmals erwähnte Stadt liegt inmitten ausgedehnter Wälder auf drei Inseln zwischen Röblin-, Baalen- und Schwedtsee und wird von mehreren Havelarmen durchflossen. Auf unserem Weg zum Bahnhof fahren wir an der Havelschleuse und dem denkmalgeschützten alten Postgebäude vorbei. Kurz danach erreichen wir unser heutiges Ziel, den Bahnhof Fürstenberg. Von hier besteht im Stundentakt mit dem RE5 direkter Anschluß in Richtung Stralsund bzw. Berlin.

Länge der Etappe:  74,3 km

Verlauf der Etappe: Wittstock / Klein Haßlow / Randow / Berlinchen / Sewekow / Buschhof / Zempin / Flecken Zechlin / Dorf Zechlin / Rheinsberg /                                       Menz / Fürstenberg

Beschaffenheit der Strecke: überwiegend gut ausgebaute Radwege, kaum befahrene Landstraßen

Download der GPX-Datei: Wittstock – Fürstenberg _ H.

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