Wir starten unsere Radtour am Bahnhof Frankfurt/Oder, fahren durch die Heilbronner Straße in die Innenstadt, vorbei am Rathaus zur Oderbrücke. Nach Überquerung der Oder biegen wir unmittelbar am Ende der Brücke in Slubice rechts ab und fahren auf dem Radweg entlang der Straße des 1. Mai stadtauswärts gen Süden.
Wir passieren eine katholische Kirche und den großen Polenmarkt von Slubice. Am Ende des Polenmarktes biegen wir links in die Kupiecka und an deren Ende in die Sportowa ab. Dieser Straße folgen wir, vorbei am Sportstadion in Richtung Drzecin (Trettin). Auf unserem Weg fahren wir am Rand von Kunowice (Kunersdorf) und dem ehemaligen Schlachtfeld entlang.
Kunersdorf wurde 1337 gegründet und erlangte Berühmtheit durch die Schlacht von Kunersdorf im Siebenjährigen Krieg am 12.08.1759, in der der Preußenkönig Friedrich II. gegen ein vereinigtes russisch- österreichisches Heer eine vernichtende Niederlage erlitt. Am Rand des Weges passieren wir einen Gedenkstein für den preußischen Offizier und Dichter Ewald Christian von Kleist (07.03.1715 – 24.08.1759), der in dieser Schlacht tödlich verwundet wurde. Am Waldrand stoßen wir dann auf eine ehemalige Wassermühle, die bereits zu dem Ort Drzecin (Trettin) gehört. Heute befindet sich hier ein kleines Cafè. Außerdem lädt der kleine See mit schöner Liegewiese bei schönem Wetter durchaus zum Baden ein. Nachdem wir den Wald passiert haben,
erreichen wir das Dorf Drzecin (Trettin). Das Dorf wurde 1284 erstmals urkundlich erwähnt und während der Schlacht bei Kunersdorf 1759 von russischen Truppen fast vollständig zerstört. Von Drzecin fahren wir ca. 2,5 km auf der Staatsstraße 31 bis wir das kleine Dörchen Lisòw (Leißow) erreichen. Wir biegen im Dorf hinter der Kirche rechts auf die Landstraße 1302F ab und fahren auf dieser Straße ca. 7 km bis nach Kowalòw (Kohlow). Auf unserer Fahrt durchqueren wir ein ausgedehntes Waldgebiet und das Dörfchen Starkòw (Storkow). Kowalòw (Kohlow) gehört zur historischen Landschaft der Neumark und wurde 1360 zum ersten Mal erwähnt. Im Dorf befindet sich eine evangelische Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert. Wir setzen unsere Fahrt auf der Landstraße 139 fort und gelangen nach 4,5 km in den Ort Radòw (Raduf). Hier finden wir die römisch-katholische Feldsteinkirche „Herz Jesu“ aus dem Mittelalter. An ihrer Giebelseite befinden sich Schachbrettsteine. Diese Schachbrettsteine gibt es an vielen spätromanischen und frühgotischen Kirchen in Dänemark und beiderseits der Oder. Im übrigen Europa sind sie unbekannt.
Von Radòw führt unser Weg über die kaum befahrende Ortsstraße 1311F über 4 km weiter nach Sienno (Seefeld). Die Dorfkirche grüßt uns bereits von weitem. Sie hat einen imposanten Giebel. Daneben ist noch ein gut renoviertes historisches Gutshaus sehenswert in dem kleinen Dorf, welches schnell durchquert ist. Nach weiteren 6 km auf der gleichen Straße erreichen wir das Zentrum der Stadt Osno Lubuskie (Drossen). Drossen wurde um 1125 gegründet und war lange Zeit die Hauptstadt des Sternberger Landes. Seit Anfang des 14. Jh. war die Stadt mit einer Mauer aus Feldsteinen umgeben und hatte 2 Stadttore. Die Stadtmauer ist noch komplett erhalten. Die imposante Jakobikirche im Zentrum wurde von 1248 bis 1298 erbaut, das Rathaus von 1841 – 1844. Drossen besitzt mit dem 40 ha großen Reczynek (Röthsee) ein sehr schönes Naherholungsgebiet.
Auf der Fahrt vom Zentrum Osno Lubusies zum Reczynek haben wir die Möglichkeit, in einer preiswerten kleinen Gaststätte in der Straße des 3. Mai Ecke Strumykowa eine Pause einzulegen. Natürlich gibt es auch am Röthsee Einkehrmöglichkeiten. Rund um den Röthsee zieht sich eine kleine, aber feine, ca. 2,5 km lange Uferpromenade, auf der wir mit dem Rad den See einmal umrunden. Danach verlassen wir die Stadt wieder über die Straßen Wodna und Gronowska (1291F) in Richtung Gronòw (Grunow). An der Ecke Wodna / Gronowska fahren wir am Friedhof von Drossen mit der Kapelle der Heiligen Gertrud vorbei. Nach ca. 6 km Fahrt auf der Landstraße 1291F vorbei am Pijawno-See, durch Wälder und den kleinen Ort Jamno, erreichn wir Gronòw (Grunow). Im Zentrum des Dorfes sehen wir wieder eine Kirche mit einem interessanten, aber schlecht restauriertem Giebel. Hier finden wir auch wieder die Schachbrettsteine, wie an der Kirche in Radòw.
Nachdem wir Gronòw verlassen haben, fahren wir weiter auf der Landstraße 13116F , passieren nach 4 km das kleine Dorf Stansk (Stenzig) und erreichen ca, bei km 54 unserer Tour den Ort Czarnòw (Tschernow). Ca. 1 km vor dem Ort finden wir ca. 100 rechts neben der Straße die Ruinen des Fort Tschernow. Das Fort wurde 1888-1890 errichtet, um die Hautpverkehrswege im Einzugsgebiet der Festung Küstrin zu kontrollieren und die Festung zu schützen. 1914 wurde das Fort zu einem Stützpunkt für eine Kompanie umfunktioniert. In den Nachkriegsjahren ab 1945 wurde das Objekt unkontrolliert von der örtlichen Bevölkerung abgetragen. Dennoch lohnt sich ein Blick in den Innenraum und auf die Ruinen. Wir setzen unseren Weg in auf der Landstraße 1313F in Richtung Zabice (Säpzig), welches wir nach 6 km erreichen. Nachdem wir den Ort durchquert und die anschließende 2 km lange Bergfahrt hinter uns haben, haben wir das Fort Säbzig erreicht. Diese Fort wurde zeitgleich mit dem Fort Tschernow errichtet und sollte zusammen mit diesem die Verkehrsknotenpunkte und Flussübergänge bei Küstrin sichern. Auch dieses Fort wurde nach 1945 schrittweise zerstört, ist aber von allen Forts aus polnischer Seite noch das am besten erhaltene. Man kann im trockenen Festungsgraben laufen und durch einen unterirdischen Gang den höher gelegenen Innenhof erreichen. Auf dem Gelände des Forts befindet sich auch ein privat betriebener Schießstand.
Nach der Stippvisite im Fort Säbzig biegen wir rechts von der Landstraße 1313F ab und fahren auf der 1314F in einer rasanten und kurvenreichen Abfahrt durch ein kleines Waldgebiet hinab zur Oder. Die letzten 10 km in Richtung Kostrzyn legen wir auf bzw. neben dem Oderdeich zurück. Am Ortseingang grüßt uns schon die Festung Küstrin, der wir noch einen kleine Besuch abstatten. Die Festung wurde 1535 – 1568 zum Schutz der Residenzstadt Küstrin und dem Schloß (Johann von Brandenburg-Küstrin 1513 – 1571) angelegt und bis 1920 durchgängig militärisch genutzt. In der Zeit zwischen den Weltkriegen wurde die Befestigung an der Ostseite der Altstadt abgerissen, zunächst 1921 das Zorndorfer Tor und die Bastion Kronprinzessin, ab 1925 die Bastion Königin und das Albrechtstor. Gleichzeitig wurden die Gräben zugeschüttet, damit eine neue Straße um die Altstadt herumgeführt werden konnte. Auf den Wällen am Oderufer entstanden nach 1929 die Grünanlagen des Kattewalls. In der Bastion Philipp wurde das Kasemattenmuseum eröffnet. Von 1930 bis 1931 wurde die Bastion Kronprinz – auch Hoher Kavalier genannt – abgetragen. Gegen Ende des II. Weltkrieges wurde Küstrin fast vollständig zerstört. Nach Kriegsende machten russische Truppen die Außenforts durch Teilsprengung militärisch unbrauchbar. Andere Bereiche wie z. B. das Neue Fort wurden zur Gewinnung von Baustoffen ganz oder teilweise abgetragen. Nach 1989 wurde es möglich, einige Festungsbauwerke touristisch zu nutzen. Die Wüstung der Altstadt und damit auch die vorhandene Umwallung am Oderufer zwischen dem Berliner Tor und dem Küstriner Tor sind wieder zugänglich.
Nachdem wir die Reste der Festung durchquert haben, fahren wir über die Wartebrücke in das Zentrum von Kostrzyn. Vom Bahnhof Kostrzyn, an dem unsere Tour endet, bringen uns die Züge der Linie RB 26 (NEB) im 60-min-Takt zurück nach Berlin.
Streckenlänge: 78,0 km
Verlauf der Strecke: Frankfurt /O. / Slubice / Drzecin / Lisòw / Starkòw / Kowalòw / Radòw / Sienno / Osno Lubuskie / Gronòw / Stansk / Czarnòw / Zabice / Kostrzyn nad Odra
Beschaffenheit der Strecke: feste Radwege, Feldwege, wenig befahrene Landstraßen
Download der GPX-Datei: Frankfurt-osnoLubuskie-kostrzynNadOdra