Die 2. Etappe der Tour Brandenburg führt uns von Rathenow nach Havelberg. Wir starten am Bahnhof Rathenow, der von Berlin aus mit der Regionalbahn im Stundentakt erreichbar ist. Hier erwartet uns auch schon die erste Sehenswürdigkeit: der „Kaiserbahnhof“ (auch Fürstenpavillon) neben dem Bahnhofsgebäude. Das Haus diente ab 1913 als gesondertes Empfangsgebäude für die Tochter Kaiser Wilhelms II., Victoria Luise, und ihren Mann Ernst August Herzog von Braunschweig und Lüneburg. Heute ist hier ein Bäckerei-Cafè untergebracht. Auf unserem Weg durch die Innenstadt passieren wir die 1893 geweihte katholische St.-Georg Kirche, das Denkmal für den Großen Kurfürsten auf dem Schleusenplatz, queren den Rathenower Stadtkanal und erreichen die imposante gotische Rathenower Stadtkirche St. Marien-Andreas, die auf einem Hügel thront und die Stadt überragt.
Von der evangelischen Stadtkirche aus wenden wir uns nach Norden, fahren am Rathenower Stadtkanal direkt an der alten rathenower Stadtmauer entlang, queren den Kanal über die historische Jederitzer Brücke und setzen unseren Weg in nordöstlich Richtung stadtauswärts fort.
Auf einem schönen Radweg an der Semliner Chaussee erreichen wir nach ca. 7 km die 500-Seelen Gemeinde Semlin am Semliner (auch Hohennauener) See. Hier sehen wir als erstes auf dem Dorfanger ein Denkmal an die 1672 als „Butterhexe“ hier verbrannte Anne Rahns. Etwas weiter steht im Dorfzentrum die sehenswerte Fachwerkkirche von 1730.
Von Semlin aus führt unser Weg parallel zum Südufer des 10 km langen und 427 ha großen Hohennauener Sees über 4 km nach Hohennauen. Unterwegs kommen wir am Schloß Lötze, vorbei, welches sich im Privatbesitz befindet und als Ferienanlage mit Appartements und Bungalows genutzt wird. In dem 1386 erstmals erwähnten Dorf Hohennauen am Ostufer des gleichnamigen Sees ist die spätromanische Dorfkirche aus der ersten Häfte des 13. Jahrhunderts sehenswert. Von Hohennauen fahren wir auf dem Deichweg, einem schmalen Pfad, am Nordufer des Sees zu dem kleinen Ort Wassersuppe, den wir nach ca. 4 km erreichen. Sehenswert sind in dem 1441 erstmals erwähnten Dorf die Dorfkirche von 1756 und das Allianzwappen über dem Türsturz des Gutshauses.
Von Wassersuppe aus fahren wir auf einem guten Radweg parallel zum Großen Havelländischen Hauptkanal durch das Ländchen Rhinow und erreichen nach ca. 3,5 km das Dorf Witzke mit seiner sehenswerten Fachwerkkirche von 1820. Es handelt sich angeblich um die ärmste Kirche der Mark. Unsere Tour führt weiter auf ausgezeichneten Radweg durch das Havelland über den Ort Schönholz nach Stölln. Ca. 1 km vor Stölln passieren wir den mit 109,2 m höchsten Berg des westlichen Havellandes. Seit 1894 nutzte Otto Lilienthal den Gollenberg für seine Erprobungsflüge bis zu seinem Absturz am 9.8.1996. Eine besondere Attraktion befindet sich hier auf dem ältesten Flugplatz der Welt, eine nach Lilienthals Ehefrau „Lady Agnes“ getaufte Il 62 der Interflug. Im 1441 erstmals erwähnten Ort Stölln können wir das von einem Verein betriebene Lilienthal-Centrum mit einer Ausstellung über Otto Lilienthal und über die Geschichte des Menschenflugs besichtigen. Im Ortszentrum befindet sich auch die 1824 errichtete Dorfkirche Stölln.
Von Stölln aus fahren wir ca. 2 km weiter in die Gemeinde Rhinow. Unterwegs passieren wir eine Straßenkreuzung, in deren Mitte die Nachbildung einer Flugmaschine von Otto Lilienthal platziert ist. Ziemlich am Ortseingang von Rhinow sehen wir links das schöne ehemalige Bahnhofsgebäude. Die Bahnlinie von Neustadt (Dosse) nach Rathenow, an der Rhinow lag, wurde 2003 stillgelegt. Heute wird das Bahnhofsgebäude als Ferienwohnung genutzt. Im Zentrum passieren wird die in ihrem Kern um 1300 als Feldsteinbau errichtete Stadtkirche. Wir setzen unsere Fahrt durch die Weite des westlichen Havellandes nördlich des Gülper Sees fort, passieren den Mühlenrhin und erreichen nach ca. 10 km das 1378 erstmals erwähnte Örtchen Strodehne an der Gülper Havel. Direkt an der Havel steht hier die 1903 auf den Fundamenten eines Baus von 1578 errichtete neoromanische Backsteinkirche.
Wir verlassen Strodehne, queren kurz hinter dem Ort die Havel und setzen unseren Weg durch das schöne Havelland fort.Kurz hinter der Havelbrücke überschreiten wir die Grenze nach Sachsen-Anhalt. Nach ca. 5 km erreichen wir bei Kuhlhausen den Weidendom und einen Aussichtsturm, der einen wunderbaren Rundblick über die Havelauen ermöglicht. Der Weidendom direkt am Havelradweg ist ein echter Hingucker und attraktiver Haltepunkt für Radtouristen.
In dem Rundlingsdorf Kuhlhausen, 1345 erstmals erwähnt, steht eine 1825 nach dem Vorbild Schinkelscher Idealentwürfe erbaute, klassizistische Saalkirche, die auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus von 1563 errichtet wurde. Von Kuhlhausen folgen wir dem Radweg, der hier auch gleichzeitig der Havelradweg ist, durch die Havelauen weiter und erreichen nach 6 km das 1508 erstmals erwähnte Jederitz mit seiner 1874 als massiver Backsteinbau errichteten Dorfkirche. Von Jederitz sind es nur noch 5 km bis zu unserem Etappenziel, der Stadt Hansestadt Havelberg in Sachsen-Anhalt.
Schon von Weitem sehen wir die wunderbare Silouette von Havelberg mit dem alles überragenden Dom. Das Zentrum der 948 gegründeten Stadt selbst befindet sich auf einer Havelinsel. Wir überqueren die Brücke über die Havel, um in das Zentrum zu gelangen. Auf der Brücke passieren wir ein auffälliges kleines Bauwerk, den Havelpegel. Die Altstadt selbst wird von der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbauten Stadtpfarrkirche St. Laurentius mit ihrem 46 m hohen Turm dominiert. Wir durchqueren die Altstadt und fahren bergauf zum Havelberger Dom. Auf unserem Weg passieren wir etwas unterhalb vom Dom die Sankt Annen- und Gertraudenkapelle, das Gotteshaus eines ehemals nebenan gelegenen Hospitals. Insgesamt hatte Havelberg früher 6 Kirchen und Kapellen, 4 davon haben die Zeiten überdauert.
Der Havelberger Dom Stankt Marien war einst die Kathedrale des 946 durch Otto I. gründeten frühestens Bistums östlich der Elbe. Die Zeit für eine Besichtigung sollte man sich unbedingt nehmen. Das Havelberg keinen Schienenanschluß besitzt, müssen wir zum nächstgelegenen Bahnhof radeln. Der befindet sich im ca. 11 km entfernten Glöwen. Auf dem Weg dorthin passieren wir noch den 1890 errichteten und bis Ende 2000 in Betrieb befindlichen Wasserturm. In dem 34,5 m hohen Turm ist heute eine gastronomische Einrichtung untergebracht. Die Strecke zum Bahnhof Glöwen ist auf einem gut ausgebauten Radweg schnell zurückgelegt. Auf der Hälfte der Strecke ungefähr überschreiten wir wieder die Landesgrenze und sind zurück im Bundesland Brandenburg. Vom Bahnhof Glöwen aus besteht eine stündliche Verbindung mit dem RE zwischen Wittenberge und Berlin.
Länge der Strecke: 76 km
Verlauf der Strecke: Rathenow / Semlin / Hohennauendorf / Wassersuppe / Witzke / Schönholz / Stölln / Rhinow / Strodehne / Kuhlhausen / Jederitz / Havelberg / Glöwen
Beschaffenheit der Strecke: sehr gut ausgebaute Radweg, feste Plattenwege
Download der GPX-Datei: Tour Brandenburg 2 Rathenow – Havelberg (Glöwen)