Wir starten unsere Radtour in Richtung Brody und Guben am Bahnhof Forst und fahren über Albertstraße, Amtsstraße, Am Haag in Richtung Neiße. An der Neiße treffen wir auf den Neiße-Radweg, dem wir neißeaufwärts folgen. Wir fahren auf dem Kegeldamm (Forster Uferpromenade) u.a. an den Resten der ehemaligen Stadtbrücke und einer Fußgängerbrücke über die Neiße vorbei. Nach dem Passieren des Eingangs des Ostdeutschen Rosengartens erreichen wir die Neißeauen, durch die wir nun Richtung Weißwasser fahren.
Nach 6 km passieren wir das auf polnischer Seite gelegene Wasserkraftwerk Zasieki ( deutsch Skaren). Zasieki war bis 1945 der Stadtteil Forst-Berge der Stadt Forst und hatte ca. 8.000 Einwohner. Nach Kriegsende wurde der Ort durch die polnischen Behörden abgerisssen, um Baumaterial für den Wiederaufbau von Warschau zu gewinnen. Heute besteht der Ort nur noch aus 36 Häusern mit ca. 250 Einwohnern. Wir setzen unsere Fahrt immer auf dem Neißedeich fort, passieren nach 8 km den Ort Groß Bademeusel und erreichen nach 13 km Klein Bademeusel. Klein Bedemeusel ist ein Sackgassendorf, welches 1495 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Hier gab es bis Ende des II. Weltkrieges ebenfalls eine Straßenbrücke über die Neiße. Nach einer kurzen Pause setzen wir unsere Fahrt auf dem Neißeradweg fort, passieren bei KM 14 die Autobahn A 15 und erreichen bei KM 20 den kleinen Ort Zelz.
Im Jahre 2008 wurde hier die im Krieg zerstörte Neißebrücke als Radfahr- und Fußgängerbrücke wieder neu eröffnet. Wir überqueren hier die Neiße und setzen unsere Fahrt auf der polnischen Seite fort. Gegenüber von Zelz liegen die polnische Gemeinde Siedlec (Scheltz) und das polnische Neiße-Kraftwerk Zielisko.
Wir überqueren die Brücke, fahren über die Flußinsel der Neiße, durch den Ort Siedlec und dann die nächsten 3 km immer bergauf bis nach Kamienica nad Nysa Luzycka (Kemnitz). Die Straße ist glatt und fest und verläuft fast ausnahmslos durch den Wald, der hier schon zum „Landschaftspark Muskauer Faltenbogen“ gehört. Am Ortsausgang von Kamienica nad Nysa Luzycka erreichen wir den Bahntrassenradweg nach Tuplice (Teuplitz).
Von 1897 bis 1996 verlief zwischen Bad Muskau und Lubsko (Sommerfeld) eine 43 km lange Bahnstrecke. Der Abschnitt ab Bad Muskau über die Neiße wurde 1945 stillgelegt, da hier die neue Staatsgrenze verlief. Die restliche Strecke wurde in Etappen (der nördliche Teil 1990, der südliche Teil 1996) stillgelegt. Ab 2006 erfolgte der komplette Abbau der Strecke und die Umwandlung in einen Radwanderweg. Wir setzen unsere Fahrt jetzt in nördlicher Richtung fort und erreichen nach 3 km den Ort Trzebiel (Triebel).
Trzebiel, erstmals erwähnt 1301, gehörte zum Siedlungsgebiet der Sorben. Bis 1808 wurden in der dortigen Kirche die Gottesdienste und Predigten auf sorbisch abgehalten. 1945 wurde die Stadt größtenteils zerstört. Nach der Übernahme durch die polnische Verwaltung verlor sie auch ihre Stadtrechte. Heute leben im Hauptort der Gemeinde 1350 Einwohner. In Trzebiel kann man auf einem Hügel (158 m über NN) die Rekonstruktion eines Brunnengalgens aus dem 16. Jh. besichtigen. Solche Anlagen sind in der Niederlausitz einmalig, erst im Sudetenvorland findet man Vergleichbares. Der Brunnengalgen zeugt davon, daß die Stadt Triebel des Recht der höheren Gerichtsbarkeit besaß. Wir passieren den ehemaligen Bahnhof von Trzebiel (hinter dem Bahnhof steht ein imposantes Wohnhaus – das frühere Bahnhofshotel) und setzen unsere Fahrt Richtung Tuplice fort. Der Bahntrassenradweg führt durch dichte Wälder und an ehemaligen Tongruben vorbei.
Bei KM 30 erreichen wir den Ort Chelmica (Helmsdorf) und bei KM 33 die Endstation des Bahntrassenradwegs in Tuplitze (Teuplitz). Teuplitz gehörte bis 1945 zu Brandenburg, es gab eine Glashütte und eine Ziegelei. Außerdem war Teuplitz ein wichtiger Bahnknotenpunkt in der Niederlausitz. 1945 wurde der Ort teilweise zerstört. Nach der Übernahme durch die polnische Verwaltung verlor der Ort an Bedeutung, er hat heute ca. 1500 Einwohner. Wir durchqueren den Ort und biegen ca. 1 km hinter dem Ortsausgang nach links von der Straße in den Lubskower Forst ab. Von hier führt ein breiter und gut befahrbarer Waldweg in Richtung Brody. Bei KM 38 erreichen wir einen Waldsee (Großer Teich), der sich für eine Badepause anbietet.
Nach der Pause setzen wir unsere Fahrt in Richtung Brody fort. Es geht 11 km auf einem schönen Radweg in vollkommener Ruhe immer nur durch den Wald. Der letzte KM ist eine bergab führende Kopfsteinpflasterstraße, auf der Vorsicht geboten ist. Bei KM 49 haben wir den Ort Brody erreicht.
Brody (Pförten), ein Ort mit ca. 1100 Einwohnern, entstand im Mittelalter an einer Furt durch ein Sumpfgebiet an der Straße von Cottbus über Sommerfeld nach Grünberg. 1635 ging die Herrschaft Pförten als Teil der Niederlausitz von der böhmischen in die sächsiche Landesherrschaft über. 1740 wurde die graue Eminenz Kursachsens, Heinrich Graf von Brühl neuer Besitzer von Pförten. Er vereinigte 1746 die Herrschaften Pförten und Forst. In diesen Jahren erlebte Pförten seine Blütezeit. 1741 – 1749 ließ Brühl das alte Schloß zu einem 3-stöckigen Represäntationsbau mit Schloßpark, See und 2 Kavaliershäusern umgestalten. 1747 – 1748 ließ er das Städtchen umgestalten und 3 Stadttore errichten. Im Siebenjährigen Krieg ließ König Friedrich II. von Preußen das Schloß des ihm zutiefst verhaßten Brühl niederbrennen. Die Familie Brühl war noch bis 1945 in Pförten ansässig. Das Schloß diente über 100 Jahre als Scheune, wurde erst 1919 – 1924 wieder aufgebaut, erreichte aber nie mehr seinen alten Glanz. Im II. Weltkrieg erneut zerstört, bemüht sich seit einigen Jahren ein Förderverein um den Wiederaufbau. In den Kavaliershäusern befinden sich jetzt ein Hotel und eine Gaststätte.
Auf den letzten knapp 30 km bis nach Guben gibt es leider noch keine Radwege. Die gesamt Strecke muß ausschließlich auf Ortsverbindungs- und Landstraßen zurückgelegt werden. Die Straßen sind gut ausgebaut und sehr wenig befahren. Die Strecke führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft über die Orte Datyn (Datten) und Kumialtowice (Kummeltitz) der Gemeinde Brody, die Orte Wiolotow (Weltho) und Luboszyce (Liebesitz) sowie Sekowice (Schenkendorf) und Gubin.
In Sekowice, einem Ort, der zur Gemeinde Gubin gehört, ist eine eine 8-eckige katholische Fachwerkkirche aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts sehenswert.
Nachdem wir Gubin erreicht haben, fahren wir durch die Innenstadt, passieren die Fußgängerzone und den Werderturm. Der Turm ist ein Teil der ehemaligen Stadtmauer von Gubin und wurde 1530 errichtet. Im Zentrum von Gubin ist die Ruine der im 14. Jahrhundert errichteten spätgotischen Stadt- und Hauptkirche sehenswert. Gleich daneben befindet sich das Rathaus von Gubin, ebenfalls im 14. Jahrhundert errichtet, im II. Weltkrieg zerstört und originalgetreu wieder aufgebaut. Wir passieren beide Bauwerke und machen noch eine kurze Rundfahrt auf der Neißeinsel. Dann fahren wir über die Stadtbrücke zurück auf die deutsche Seite, nach Guben. Dort geht es entlang der Egelneiße über den Poetensteig zum Bahnhof, an dem unsere Tagestour endet.
Streckenlänge: 74,0 km
Verlauf der Strecke: Forst – Neiße Radweg / Groß Bademeusel / Klein Bademeusel / Bahren / Zelz / Siedlec / Kamienica nad Nysa / Trzebiel / Tuplice / Brody / Datyn / Kumialtowice / Wielotow / Luboszyce / Grabice / Polanowice / Sekowice / Gubin / Guben
Beschaffenheit der Strecke: glatter Radweg mit Bitumendecke (Neiße-Radweg), fester Untergrund, hartgesandet (Bahntrassenradweg nach Trzebiel), gute Waldewege, Landstraßen
Download GPX-Track: 06-01-forst-guben