Unsere heutige Tagestour durch die Peitzer Teichlandschaft, die Reicherskreuzer Heide und das Schlaubetal startet am Cottbusser Hauptbahnhof. Südlich des Bahnhofsgeländes steht an der Vetschauer Straße ein imposanter Wasserturm. Der Turm wurde 1914 im Auftrag der Preußischen Staatseisenbahnen zur Versorgung der Dampflokomotiven errichtet und 1955 stillgelegt. Er ist 23 m hoch und hat 500 m³ Fassungsvermögen. Da er leer steht, kann er leider nur von außen besichtigt werden.
Vom Hauptbahnhof aus kann man in der Thiemstraße die Lutherkirche sehen, eine einschiffige Hallenkirche von 1911. Im Februar 1945, bei der Bombardierung der Stadt, wurde die Lutherkirche fast völlig vernichtet. Bereits zum völligen Abriss bestimmt, konnte sie doch 1951 erneut geweiht werden.
Cottbus ist die zweitgrößte Stadt des Bundeslandes Brandenburg und die größte Stadt der Niederlausitz. 1156 fand der Name „Cottbus“ seine erste urkundliche Erwähnung. Zwischen 1216 und 1225 erhielt Cottbus das Stadtrecht, im 14. Jahrhundert wurde die Stadtmauer angelegt. Seit 1445 gehört Cottbus zu Brandenburg. 1468 und 1479 vernichtete verheerende Brände die Stadt. Seit 1976 hat Cottbus den Status einer Großstadt und trägt den offiziellen Titel „Univesitätsstadt“.
Wir fahren vom Bahnhof aus in östliche Richtung entlang des Stadtrings, überqueren die Spree und biegen an der Willy-Brandt-Straße links ab. Über die Hainstraße und Wehrpromenade gelangen wir dann an das Ufer der Spree, zum Kleinen Spreewehr. Die nächsten 2 km fahren wir auf der Ludwig-Leichhardt-Alle durch die Parkanlagen entlang des östlichen Spreeufers und wechseln dann auf das westliche Spreeufer. Weiter geht es durch den Käthe-Kollwitz-Park entlang der Spree ca. 1000 m bis zum Großen Spreewehr.
Am Großen Spreewehr zweigt der historisch bedeutende Hammergraben ab, der zunächst nach Osten und dann nach Norden zum gleichzeitig errichteten Hammerwerk Peitz fließt, dabei eine ausgedehnte Teichlandschaft bewässert und eine weitere Mühle antreibt. Der Graben wurde Mitte des 16. Jahrhunderts gebaut und dafür die Spree am heutigen Wehr angestaut. Der Graben wird erstmals 1554 erwähnt. Am Spreewehr steht die denkmalgeschützte Wehrmühle, eine der wenigen erhaltenen Flussmühlen in den ostdeutschen Bundesländern. Seit 1904 gehört die Mühle der Stadt Cottbus und wurde 1959 stillgelegt. Am Deutschen Mühlentag 2015 war die Spreewehrmühle für den öffentlichen Leerlauf-Schaubetrieb wiederhergestellt und wird fortan regelmäßig betrieben. Auf den nächsten 20 km unserer Tour folgen wir dem Verlauf des Hammergrabens. Über den Merzdorfer Weg und die Merzdorfer Bahnhofstraße erreichen wir den Cottbusser Ortsteil Merzdorf. Merzdorf liegt am Rande des ehemaligen Baunkohletagebaus Cottbus-Nord, der im Dezember 2015 nach dem Abbau von 83 Millionen Tonnen Braunkohle stillgelegt wurde. Nach der Rekultivierung soll hier der mit 1900 ha flächenmäßig größte See des Lausitzer Tagebaugebiets entstehen. Die Flutung soll 2019 beginnen und 2030 abgeschlossen sein. Ein erstes sichtbares Zeichen der neuen Landschaft ist der 34 m hohe Aussichtsturm Merzdorf, auf dessen Plattform man über 173 Stufen gelangt.
Von Oben ergibt sich eine phantastische Aussicht von Cottbus im Süden bis zum Kraftwerk Jänschwalde im Norden des zukünftigen Cottbusser „Ostsees“. Wir setzen unsere Fahrt am Westrand des ehemaligen Tagebaus fort und folgen mit dem Radweg immer dem Verlauf des Hammergrabens in Richtung Peitz. Nach ca. 18 km Fahrt haben wir die Peitzer Teichlandschaft erreicht, an deren „Eingang“ die Maustmühle liegt. Diese Mühle ist die zweite Mühle, die der Hammergraben antrieb. Die Mühle ist eine ehemalige Getreide-, Öl- und Sägemühle. Hier findet man auch ein kleines Museum zur Geschichte der Mühle und ein mit einem Wasserrad im Hammergraben betriebenes Mini-Wasserkraftwerk. Im Jahr 2010 wurden die Brücke und das Wehr erneuert. Das Wasserrad ist neu entstanden. Die Mühle wurde zum Namensgeber des gegenüber liegenden Ausflugslokals.
Der nächste Abschnitt unserer Tour führt uns über 2,5 km quer durch die Peitzer Teichlandschaft. Die mehr als 30 Teiche wurden seit Mitte des 16. Jahrhunderts zur Fischzucht genutzt. Die Fischzucht wurde unter dem Namen „Peitzer Karpfen“ überregional bekannt. Die Peitzer Fischer wurden daher 1867 zum preußischen Hoflieferanten erklärt. Am Ortseingang von Peitz stoßen wir auf das Eisenhüttenwerk Peitz, das bereits1550 in Peitz gegründet wurde. Hier verarbeitete man Raseneisenstein aus der Region zu Guss- und Schmiedeeisen, aus dem neben Haushalts- und Ackergeräten auch Kanonenkugeln für die brandenburgisch-preußische Armee hergestellt wurden. 1658 wurde hier der erste Hochofen der Mark Brandenburg errichtet, der 1809 bis 1810 durch den heute unter Denkmalschutz stehenden Hochofen ersetzt wurde. Damit gehört der Ofen zu den wenigen erhaltenen historischen Hochöfen im Gebiet Ostdeutschlands. Vergleichbare Anlagen sind nur noch an den Standorten Schmalzgrube (erhaltener Hochofen von 1659), Brausenstein (erhaltener Hochofen von 1693), Morgenröthe-Rautenkranz (erhaltener Hochofen von 1820/22) und Schmalkalden (Neue Hütte) (erhaltener Hochofen von 1835) vorhanden. Zum Antrieb des Zylindergebläses des historischen Hochofens und aller anderen Maschinen des Peitzer Eisenhütten- und Hammerwerks, wurde das Wasser des Hammergrabens, der hier auch Hammerstrom genannt wird, genutzt. Das Eisenhütten- und Hammerwerk ist als Museum eingerichtet. Das Peitzer Hüttenwerk ist das älteste in Deutschland funktionstüchtig erhaltene Eisenhüttenwerk. Es enthält einen Hochofen und einen Kupolofen. Bei gelegentlichen Vorführungen wird der Kupolofen angeheizt.
Weiter geht unsere Fahrt in die KIeinstadt Peitz, auf niedersorbisch Picnjo. Die erste urkundliche Erwähnung einer Burg an diesem Ort erfolgte 1301. Nach mehreren wechselnden Herrschaften über die Stadt wurde sie 1462 endgültig eine brandenburgische Exklave. Zum Schutz der Stadt wurden von 1559 bis 1559 eine Zitadelle, die obere und die untere Festung Peitz errichtet. Als Schutzgürtel wurden ab 1551 vor der Stadt 5000 Morgen große Teiche und zu deren Flutung der Hammergraben angelegt. 1767 wurde die Festung abgerissen. Nur noch der ehemalige Festungsturm ist erhalten. Heute ist im Festungsturm u.a. ein Museum untergebracht. Im Festsaal finden Konzerte, Feierlichkeiten und auch Eheschließungen statt.
Auf unserem Weg durch die Stadt kommen wir auch an der Stadtpfarrkirche Peitz vorbei. Die erste Erwähnung einer Kirche an dieser Stelle stammt von 1346. Bei einem Stadtbrand 1610 wurde auch die Kirche beschädigt., 1854 bis 1860 wurde die heute Kirche am Markt errichtet. Ebenfalls am Markt steht das historische Rathaus aus den Jahren 1805/06. Errichtet wurde es damals als kombiniertes Rats- und Schulhaus. Das Gericht war ebenfalls dort untergebracht. Wir verlassen die Kleinstadt über die Gubener Straße und wenden uns nach Nordosten. Die nächsten Kilometer folgen wir dem gut ausgeschilderten Radweg „Tour Brandenburg“. Wir fahren durch das Naturschutzgebiet der Lasszinswiesen und erreichen nach 6 km das Örtchen Tauer, niedersorbisch Turjej. 1632 wurde die Gemeinde erstmals urkundlich erwähnt. Tauer besitzt eine sehenswerte Kirche von 1789/90 mit einem Kanzelaltar von 1600 und einer Orgel von 1852, sowie ein hübsches Feuerwehrhaus von 1913.
Wir verlassen das Dorf in nördliche Richtung und folgen weiter der Tour Brandenburg durch die Wälder vorbei am Kleinsee und am Pinnower See und erreichen nach 12 km den Ort Pinnow, niedersorbisch Pynow, einen Ortsteil der Gemeinde Schenkendöbern. Pinnow, 1318 erstmals urkundlich erwähnt liegt am Rande der Reicherskreuzer Heide. Der Name Pinnow kommt aus dem slawischen und bedeutet: eine Stelle wo nach dem Roden Baumstämme stehen geblieben sind. Die heutige, denkmalgeschützte Dorfkirche wurde als Saalkirche von 1909 bis 1910 errichtet.
In Pinnow wenden wir uns nach Nordwesten und fahren über 7 km quer durch die Reicherskreuzer Heide bis nach Reicherskreuz. Die Reicherskreuzer Heide ist ein ehemaliger Truppenübungsplatz, heute ein 2840 ha großes Naturschutzgebiet und Bestandteil des Naturparks Schlaubetal. 1942 und 1943 kam es in der Region zu etlichen Waldbränden, wobei man vermutete, dass der größte Brand (1943) gezielt gelegt wurde. Die so „geräumten“ Flächen sollten der im Herbst 1943 begonnenen Errichtung des SS-Truppenübungsplatzes Kurmark zur Verfügung stehen. Der SS Truppenübungsplatz entstand um das Dorf Jamlitz nahe der Kleinstadt Lieberose. Mitte April 1945 erfolgte die Räumung des SS-Truppenübungsplatzes auf Grund der Annäherung der Roten Armee. Die Rote Armee übernahm den Truppenübungsplatz und begann ihn ab 1954 weiter auszubauen. Bis 1992 wurde das Gelände als Schießplatz der GSSD und vor allem für Manöverübungen des Warschauer Paktes genutzt.
Nachdem wir die Heide durchquert haben, erreichen wir das Dorf Reicherskreuz, niedersorbisch Rychartojce, heute ein Ortsteil der Gemeinde Schenkendöbern mit gerade mal, 50 Einwohnern. Der Ort wurde im Lübbener Stadtbuch 1393 erstmals schriftliche erwähnt. In dem kleinen Ort findet sich eine kleine Kirche als Fachwerkbau, die 1985 bis 1986 bis auf die Grundmauern abgetragen und unter Beachtung des Denkmalschutzes wieder aufgebaut wurde. Wir verlassen Reicherskreuz und fahren weiter durch den Naturpark Schlaubetal vorbei am Wirchensee nach Chossewitz, am 38,6 ha großen gleichnamigen See. Chossewitz, niedersorbisch Kósojce, wurde in einer Urkunde vom 08.04.1368 erstmals schriftlich erwähnt. Vor 1815 gehörte der Ort zu Sachsen. Als Ergebnis des Wiener Kongresses kam die Niederlausitz zu Preußen. Die Chossewitzer Dorfkirche wurde 1730 als Fachwerkkirche errichtet.
Von Chossewitz aus fahren wir weiter auf dem Radweg „Tour Brandenburg“ in nördliche Richtung, immer parallel zu dem kleinen Flüsschen Oelse. Wir passieren auf unserer Tour mehrere ehemaligen Mühlen an der Oelse, so die Klingemühle, die Jankemühle und die Walkemühle. Nach ca. 3 km Fahrt durch die ausgedehnten Wälder des Schlaubetals sehen wir am Wegesrand einen alten steinernen Wegweiser. Hier trennen wir uns von der „Tour Brandenburg“ und folgen ab sofort dem Radweg „Oder-Spree-Tour“. Wir fahren durch den 1486 erstmals erwähnten Ort Dammendorf (heute ein Ortsteil von Grunow-Dammendorf) direkt in das Zentrum des NSG Schlaubetal und erreichen nach ca. 7 km das Forsthaus „Siehdichum“.
Bevor wir das Forsthaus, heute Hotel „Forsthaus Siehdichum“ erreichen geht es eine kurze aber rasante Abfahrt hinunter, um die Schlaube zwischen Hammersee und Schinkensee zu überqueren und gegenüber wieder steil hinauf.
In der Gaststätte des Hotel Forsthaus Siehdichum können wir eine längere Mittagspause einlegen. Der Ausblick von der Terrasse auf den Hammersee ist einmalig. Das heutige Hotel liegt auf einer Anhöhe und wurde 1746 durch den Abt des Klosters Neuzelle, Gabriel Dubau, als Jagdsitz auf einem halbinselartigen Landvorsprung am Hammersee erbaut.
Nach der Pause verlassen wir den Radweg „Tour Brandenburg“, wenden uns nach Nordosten und fahren durch die ausgedehnten Wälder nach Rießen. Die ersten 3 der 7 km langen Strecke geht es eine historische Kopfsteinpflasterstraße entlang, was schon einigen Enthusiasmus erfordert. Dafür fahren wir auf den restlichen 4 km auf einem sehr schönen und vor allem glatten Radweg. Rießen, niedersorbisch Rasyn, ist eines der nördlichsten Dörfer der Niederlausitz und liegt im Naturpark Schlaubetal. 1300 wurde es erstmals schriftlich erwähnt. Heute gehört das Dorf als Ortsteil zur Gemeinde Siehdichum. Bis 1815 gehörte Rießen zu Sachsen, seitdem zu Preußen. Die denkmalgeschützte Rießener Dorfkirche, eine Fachwerkkirche, stammt aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. In ihr befinden sich ein Altaraufsatz und eine Kanzel von 1627, sowie eine Orgel von 1780.
Von Rießen fahren wir weiter in Nordöstliche Richtung ca. 4 km durch ausgedehnte Wälder, bis wir bei dem Wohnplatz Rautenkranz auf den Oder-Spree-Kanal treffen. Der Kanal wurde von 1886 bis 1891 erbaut. Er liegt hauptsächlich im Land Brandenburg und besteht aus zwei Teilabschnitten. Der ca. 24 Kilometer lange, westliche Abschnitt verbindet die Dahme über den Seddinsee bei Schmöckwitz mit der Spree und mündet 4 Kilometer westlich von Fürstenwalde, linksseitig in die Fürstenwalder Spree. Der ca. 41 Kilometer lange, östliche Abschnitt des Kanals zweigt 20 Kilometer weiter stromauf, rechtsseitig von der Spree ab und verbindet diese mit der Oder, in die er in Eisenhüttenstadt einmündet. In Rautenkranz überqueren wir den Kanal und fahren weitere 3 km durch den Wald bis nach Wiesenau.
Wiesenau, niedersorbisch Luka, hieß bis 1919 Krebsjauche. 1368 fand das Rundlingsdorf „zcu der Krebisguche“ seine erste urkundliche Erwähnung. Ca. 2 km hinter dem Ort überqueren wir den Friedrich-Wilhelm-Kanal und erreichen den Oder-Spree-Radweg. Der Friedrich-Wilhelm-Kanal, erbaut von 1558 bis 1668 war der erste Kanal, der Spree und Oder verband. Er führte über 27 km von Brieskow an der Oder bis Neuhaus an der Spree. Er war über 200 Jahre lang die wichtigste Verbindung zwischen Hamburg, Berlin und Breslau.
Wir fahren nun auf der westlichen Seite des Kanals in Richtung Brieskow-Finkenheerd und treffen dort auf den Oder-Neiße-Radweg. Brieskow-Finkenheerd wurde 1354 erstmals urkundliche als Wrissigk erwähnt. Wir folgen dem Oder-Neiße-Radweg nach Frankfurt/O der. Nach 4 km passieren wir den 1328 erstmals erwähnten Ort Lossow, heute ein Ortsteil von Frankfurt/O. Kurz hinter Lossow geht es in einer kurvenreichen steilen Abfahrt hinunter ins Odertal und über den Ortsteil Beresinchen von Frankfurt/O. zum Frankfurter Hauptbahnhof, an dem unsere Tour zu Ende geht.
Länge der Strecke: 98,0 km
Verlauf der Strecke: Cottbus / Merzdorf / Lakoma / Maust / Peitz / Tauer / Pinnow / Reicherskreuz / Chossewitz / Dammendorf / Forsthaus Siehdichum / Rießen / Wiesenau / Brieskow-Finkenheerd / Lossow / Frankfurt/Oder
Beschaffenheit der Strecke: glatte, feste Radwege, feste Waldwege, Kopfsteinpflasterstraße zwischen Forsthaus Siehdichum und Rießen
Download der GPX-Datei: Cottbus-Frankfurt