Unsere heutige Radtour durch die drei Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen startet am Bahnhof Karstädt in Brandenburg. Karstädt ist der letzte Bahnhof der Linie RE 2 nach Wismar auf Brandenburger Gebiet. Das Gemeindegebiet grenzt direkt an Mecklenburg-Vorpommern. Karstädt ist ein altes, 1271 erstmals erwähntes Angerdorf. Der Ortsname geht zurück auf den Ritter Reinhold des anhaltinischen Adelsgeschlechts Karstedt, der sich hier niederließ.
Wir verlassen den Ort in südwestliche Richtung auf dem Radweg an der B 5, queren die neu gebaute Autobahn A 14 (Schwerin – Karstädt) und biegen hinter der Autobahn rechts in die Straße „Zur Kläranlage“ ab. Am Ende der Straße beginnt der Radweg nach Stavenow, dem wir folgen. Stavenow ist nach 4 km erreicht. Stavenow ist der älteste Gemeindeteil von Karstädt und wurde bereits 1252 urkundlich erwähnt. Der Weg führt uns nahe der 1356 erbauten Burg Stavenow vorbei, die sich im Privatbesitz befindet und heute ein kleines Hotel ist. Wir durchqueren den kleinen Ort, folgen der Landstaße L 131 durch den Stavenower Forst und erreichen 3 km weiter den Ort Mankmuß. Das Straßendorf wurde 1312 gegründet.
Der Name kommt aus dem slawischen und bedeutet soviel wie Fluchtbrücke, Fluchtgrenze“. Die Dorfkirche ist eine bescheidene Saalkirche aus dem 15. Jahrhundert mit Glocken aus dem 17. Jahrhundert. In Mankmuß biegen wir rechts ab und folgen der Landstraße L 122 ca. 3,5 km bis Boberow. Die erste Erwähnung von Boberow stammt aus dem Jahre 1309. Die Dorfkirche vom Anfang des 14. Jahrhunderts ist eine der wenigen dreiteiligen (Turm, Schiff, eingezogener Chor) Kirchen der Prignitz. In Boberow biegen wir links in die Nausdorfer Straße ab, die an ihrem Ende in den Radweg nach Lenzen übergeht. Wir fahren nun parallel zum Rambower Moor und dem Rudower See bis Lenzen. Das Rambower Moor gehört zum Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg und ist ca. 450 ha groß. in der Mitte liegt der 13,5 ha große Rambower See. Nach ca. 10 km, die uns auf gutem Radweg durch den Gadower Forst führen, können wir am südlichen Ende des Rudower Sees im Haus am See eine erste Pause einlegen.
Nach der Pause fahren wir in die älteste Stadt der Prignitz, Lenzen (Stadtrecht seit 1267), vorbei an der St. Katharinen Kirche, einer erst 1760 vollendeten gotischen Backsteinkirche. In ihrem Innern befinden sich ein hölzerrner Altaraufbau von 1652, eine Kanzel von 1759, ein kunstvoller Kronleuchter aus Messing von 1656. Weiter fahren wir zu Burg Lenzen (929). Heute befindet sich die Burg im Besitz des NABU Deutschland und beherbergt Gaststätte, Hotel, Tagungszentrum und Dauerausstellungen. Der mächtige Burgturm mit seinen 3 m dicken Wänden stammt noch vom Anfang des 13. Jahrhunderts. Wir verlassen die Stadt in nord-westliche Richtung über die Hamburger Torstraße (L 136) und biegen nach 3 km links in Richtung Bäckern, einem Gemeindeteil von Lenzen mit gerade mal 31 Einwohnern, ab.
In Bäckern überqueren wir die Löcknitz, einen 66 km langen Nebenfluß der Elbe. Die Löcknitz entspringt in den Ruhner Bergen in Mecklenburg-Vorpommern und mündet bei Wehningen in Niedersachsen in die Elbe. Nachdem wir den kleinen Ort durchquert haben, überqueren wir die Löcknitz und fahren dann am linken Ufer bis
Seedorf und von dort entlang der Löcknitzstraße (L137) über Breetz (ein weiterer Gemeindeteil von Lenzen) nach Polz. Seedorf, seit 1972 ebenfalls nach Lenzen eingemeindet liegt direkt an der Löcknitz und besitzt eine Dorfkirche von 1754.
Im Gemeindeteil Breetz stehen 8 von 18 Gebäuden unter Denkmalschutz, alles Fachwerkhäuser. Ca. 500 m vor Polz verlassen wir die Prignitz und das Bundesland Brandenburg und übequeren die Grenze nach Mecklenburg-Vorpommern und die Löcknitz. Polz ist der südlichste Ort in Mecklenburg-Vorpommern und gehört zum Landkreis Ludwigslust-Parchim. Seit 2004 ist die bis dahin eigenständige Gemeinde eine Ortsteil der Stadt Dömitz. Polz wurde 1424 erstmals erwähnt. Der Name kommt aus dem slawischen und bedeutet so viel wie „Ort des Polk“. Von 1874 bis 1947 war Polk auch ein Bahnhof an der 1947 abgebauten Bahnstrecke Wittenberge – Lüneburg. Von Polz fahren wir ca. 6 km nach Klein Schmölen. Die ersten 3 km legen wir auf dem Radweg Klein Schmölen – Polz auf der ehemaligen Bahntrasse zurück, dann geht es bis Klein Schmölen auf der Lenzener Straße ( K 46) weiter. Klein Schmölen ist seit 1950 ein Ortsteil der Stadt Dömitz, die erste Erwähnung datiert aus dem Jahre 1566. In Klein Schmölen befindet sich die größte Binnenwanderdüne Europas. Die Düne ist 2 km lang, 600 m breit und 30 m hoch. Ein Naturlehrpfad auf und um die Düne ist sehr empfehlenswert. Vor 100 Jahren wurde versucht, die Düne aufzuforsten, um die umliegenden Äcker vor Versandung zu schützen. Vor dem Bau des Löcknitz-Polders in den 1970erm reichte das Elb-Hochwasser bis an den Dünenfuß. Vom Gipfel der Düne hat man einen sehr schönen Ausblick in das Elbtal. Die Düne gehört heute zum UNESCO-Biospärenreservat Flusslandschaft Elbe-Mecklenburg-Vorpommern.
Nach dem Besuch der Binnndüne fahren wir wieder zurück auf die Lenzener Straße, biegen dort links ab, überqueren die Löcknitz und fahren über Leopoldsbrunnen, Roggenfelder und Werderstraße ins Zentrum von Dömitz. Dömitz ist die südlichste Stadt Mecklenburg-Vorpommerns und wurde 1259 erstmals als Stadt erwähnt. 1237 gab es hier eine Elbzollstelle. Seit 1376 gehört Dömitz zu Mecklenburg. 1554 bis 1565 wurde die ehemalige Burg Dömitz zur Festung ausgebaut. 1838 bis 1840 verbüßte hier der Dichter Ernst Reuter die letzte Zeit seiner Festungshaft. Von 1870 bis 1872 wurde im Zuge des Bahnbaus Wittenberge – Lüneburg eine Eisenbahnbrücke über die Elbe errichtet. Später wurde die Strecke bis Ludwigslust und Lübtheen erweitert. Damit war Dömitz ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. 1934 – 1936 erfolgte der Bau einer Straßenbrücke über die Elbe nach Dannenberg. Beide Brücken wurden am 20. April 1945 durch amerikanische Bomber zerstört. 1894 erfolgte die Aufhebung der Festung Dömitz. Die Bahnstation hieß noch bis 1939 „Festung Dömitz“. Im Zentrum von Dömitz sehen wir auch die imposante Johanneskirche von 1869. Es ist eine neugotische Hallenkirche aus Backsteinen, 39 m lang und einem 50 m hohem Kirchturm. Die Johanneskirche ist bereits der 4. Kirchenbau an der Stelle seit 1195. Die Vorgängerkirchen mußten jeweils wegen Baufälligkeit oder noch einem Stadtbrand abgerissen werden.
Nach dem Besuch der Festung Dömitz wenden wir uns der Elbe zu und fahren auf dem Deichradweg in Richtung der Straßenbrücke der B 191 über die Elbe. Die im II. Weltkrieg zerstörte Brücke wurde in den Jahren der deutschen Teilung nicht wieder aufgebaut. Der Neubau an gleicher Stelle in den Jahren 1991-18.12.1992 war der erste Brückenneubau über die Elbe nach der Wiedervereinigung. Wir überqueren die Brücke und verlassen damit Mecklenburg-Vorpommern. In der Elbmitte verläuft die Grenze zu Niedersachsen. Am anderen Elbufer befinden wir uns im Landkreis Lüchow-Dannenberg von Niedersachsen. Ende der Brücke biegen wir links in den Radweg ab und fahren über Kaltenhof nach Brandleben (Ortsteil von Langendorf). Brandleben (Niedersachsen), Gaarz (Brandenburg) und Dömitz (Mecklenburg-Vorpommern) bilden an der Elbe das sogenannte „Dreiländereck“. Kaltenhof war im 19. Jahrhundert Landungsort der herzoglichen Fähre von Dömitz und ein Vorwerk im Besitz des Herzogs von Mecklenburg Seit 1945 gehört der Ort zu Niedersachsen und ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Langendorf. Bei Kaltenhof finden sich die Überreste der Dömitzer Eisenbahnbrücke, die von 1870 – 1873 erbaut und im II. Weltkrieg zerstört wurde. Die heute am westlichen Elbufer stehenden 16 Vorlandbrücken mit dem Brückenkopf stehen unter Denkmalschutz.
Die Dömitzer Eisenbahnbrücke war 986 m lang und gehörte zu den längsten Strombrücken Deutschlands. Sie bestand aus 16 Vorlandbrücken mit je 33,9 m Stützweite, 4 Brückenfeldern von je 67,8 m im Strombett und einer Drehbrücke mit 2 x 18,2 m. Nach der Besichtigung des Bauwerkes fahren wir 10 km weiter auf dem Radweg bzw. der L 256 über Laase (ein Ortsteil von Langendorf) nach Gorleben. Gorleben liegt im Wendland und wurde 1360 erstmals erwähnt. Im Ort stand eine Festung. Bundesweite und internationale Bekanntheit erlangte die Gemeinde durch die Pläne zur Einrichung eines nationalen Atommüll-Endlagers sowie dem bestehenden oberirdischen Zwischenlager im Wald südlich des Ortes. Von Gorleben aus folgen wir dem Radweg an der Gartower Straße (L 256) durch ein großes Waldgebiet Namens „Gartower Tannen“ und erreich nach 7 km den Ort Gartow. Gartow, 1225 erstmal erwähnt, liegt am Ufer der Seege, einem kleinen Nebenfluß der Elbe und am Gartower See. Dieser 67 ha große See entstand in den 1970er Jahren durch Anstauen der Seege. Von 1371 bis 1438 unterhielt hier der Johanniterorden die Commende Gartow.
Am Ende des Gartower Sees überqueren wir die Brücke über die Seege und folgen dann dem Radweg über Holtorf ( Ortsteil von Schnackenburg, 1347 erste Erwähnung) nach Schnackenburg. In Schnackenburg, der kleinsten Stadt Niedersachsens, besteigen wir die Fähre nach Lütkenwisch, setzen über die Elbe und sind wieder im Bundesland Brandenburg. Von hier aus sind es nur noch 21 km entlang der Elbe über Lütkenwisch (1502 erstmals erwähnt) , Cumlosen und Müggendorf (Ortsteil von Cumlosen, 1523 erstmals erwähnt) bis nach Wittenberge.
Die Strecke führt immer auf dem Elbdeich entlang mit herrlichen Aussichten auf die Elbe und die Elbauen. Von Weitem sehen wir schon die Straßenbrücke über die Elbe bei Wittenberge und wenig später die Bahnbrücke. Wir fahren über die Elbstraße in die Stadt ein, halten uns immer an der Elbe und gelangen über die Hafenstraße, Elbuferpromenade durch den Freizeitpark zur Packhofstraße. Auf dem parallel zur Packhofstraße verlaufenden Radweg erreichen wir den Bahnhof Wittenberge, wo unsere Tour durch drei Bundesländer endet.
Länge der Strecke: 102,50 km
Verlauf der Strecke: Brandenburg – Karstädt / Stavenow / Mankmuß / Boberow / Lenzen / Bäckern / Seedorf / Breetz Mecklenburg – Vorpommern: Polz / Klein Schmölen / Dömitz Niedersachsen: Kaltenhof / Brandleben / Grippel / Laase / Gorleben / Gartow / Kapern / Schnackenburg Brandenburg; Lütkenwisch / Cumlosen / Wittenberge
Download der GPX-Datei: Dreiländertour