Neißeradweg 1 – von der Quelle nach Liberec

Bhf. Jablonecke Paseky

Bhf. Jablonecke Paseky

Um zur Quelle der Lausitzer Neiße zu gelangen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Möglichkeit besteht in der Nutzung der Bahnverbindung von Liberec nach Tanvald (Tannwald) die von einem Dieseltriebwagen befahren wird. Die achte Station ab Liberec ist die Bedarfshaltestelle Jablonecke Paseky (Bad Schlag), ein Ortsteil von Jablonec nad Nisou (Gablonz an der Neiße), hier steigen wir aus. Die erste Erwähnung von Jablonecke Paseky stammt aus dem Jahre 1615.

Blick zurück zum Bahnhof

Blick zurück zum Bahnhof

Straße der Alten Linden

Straße der Alten Linden

Vom Bahnhof fahren wir zunächst ca. 300 m über die Nezvala-Straße steil bergab in Richtung Ortszentrum. Kurz vor der Brücke über die Lausitzer Neiße biegen wir rechts in die Lucanskà ab und nach ca. 50 m gleich wieder rechts in die Ulice Staré lipy (Straße der Alten Linden). Hier erwartet uns die erste Herausforderung. Es geht ca. 350 m bis zum Bahnübergang mit einer Steigung von 9% steil bergauf. Auf der Brücke über die Bahnlinie Liberec – Tanvald können wir kurz verschnaufen, ehe wir den zweiten Teil , ca. 700 m mit einer Steigung von durchschnittlich 11% in Angriff nehmen. Der Weg flacht dann etwas ab und aus der kleinen, schmalen Straße wird ein mehr oder weniger gut befahrbarer Feldweg, der sich mit einer Steigung zwischen 3% und 5% über das Isergebirge schlängelt. Nach ca. 2,3 km haben wir das erste Higligt erreicht, den Nisanka-Aussichtsturm.

Blick auf die Bahnlinie Liberec-Tanvald

Blick auf die Bahnlinie Liberec-Tanvald

Nisanka-Aussichtsturm

Nisanka-Aussichtsturm

Feldweg nach Nova Ves nad Nisou

Feldweg nach Nova Ves nad Nisou

Der Turm wurde 2005/06 erbaut und kann gegen Eintrittsgeld täglich bestiegen werden. Von oben hat man eine phantastische Rundumsicht auf Jablonec nad Nisou, das Iser- und Riesengebirge im Norden, sowie bei guten Wetter auf das böhmische Paradies im Süden. Nach dieser kurzen Pause setzen wir unseren Weg Richtung Neiße-Quelle fort.

Pfad nach Nova Ves nad Nisou

Pfad nach Nova Ves nad Nisou

Aus dem Feldweg wird nach ca. 300 ein schmaler Fußpfad, der aber problemlos zu befahren ist. Der Fußpfad schlängelt sich ca. 700 m den Hang entlang durch die Wiesen, bis wir die ersten Häuser von Nova Ves nad Nisou und eine feste Straße erreicht haben. Wir kreuzen die Straße von Lucany nad Nisou nach Nova Ves nad Nisou und erreichen ca. 100 m nach der Kreuzung die Neiße, die hier noch ein kleiner Bach, einem Rinnsal ähnlich, ist. Wir biegen rechts von der Straße ab und folgen 250 m einem Knüppeldamm, der hier parallel zur Neiße angelegt wurde. An seinem Ende haben wir die Quelle der Lausitzer Neiße erreicht.

Knüppeldamm zur Neißequelle

Knüppeldamm zur Neißequelle

Neißequelle

Neißequelle

Neißequelle

Die Lausitzer Neiße entspringt am nördlichen Fuße des Kammes Cernostudnicni hreben (Schwarzbrunnenkamm) auf dem Gebiet der Gemeinde Nova Ves nad Nisou (Neudorf an der Neiße) im Isergebirge. Die Lausitzer (auch Görlitzer) Neiße ist 254 km lang, durchfließt auf ihrem Weg den Osten der Ober- und Niederlausitz und mündet bei Ratzdorf in die Oder. Sie ist die längste der Neiße-Flüsse und bildet auf einem großen Teil ihres Laufes die deutsch-polnische Grenze. Nach dem Aufenthalt an der Quelle beginnt eigentlich der Neiße-Radweg richtig. Ich habe mich entschlossen, nicht den einfachen Talweg zu fahren, sondern bis Liberec die südliche Route über den Jested-Kammweg und den Jested zu nehmen, In Liberec werde ich dann wieder auf die Neiße treffen.

Nova Ves nad Nisou

Nova Ves nad Nisou

kath. Kirche der Hilfreichen Jungfrau Maria in Nova Ves

kath. Kirche der Hilfreichen Jungfrau Maria in Nova Ves

Zunächst führt der Weg in den Ort Nova Ves nad Nisou (Neudorf an der Neiße). Der Ort liegt in einer Höhe von 620 m über NN im Isergebirge. Im Oberdorf, wo sich auch die Neißequelle befindet, liegt die Wasserscheide zwischen Elbe und Oder. Nova Ves entstand Mitte des 16. Jahrhunderts durch Meißnische Siedler. Heute gibt es im Dorf mehr Ferienhäusern als Wohnhäuser (150 : 100). Man lebt vom Tourismus. Es gibt zwei Kirchen, eine evangelische und eine katholische, die beide 1935 geweiht wurden. Nach der Durchquerung des Ortes führt die Straße durch den Wald in Richtung Vrkoslavice (Seidenschwanz) und bewegt sich dabei immer in Höhen zwischen 620 und 660 m über NN.

von Nova Ves nad Nisou nach Vrkoslavice

von Nova Ves nad Nisou nach Vrkoslavice

Vrkoslavice

Vrkoslavice

Blick auf Jablonec nad Nisou

Blick auf Jablonec nad Nisou

Vrkoslavice (Seidenschwanz) wurde erstmalig 1608 schriftlich erwähnt. Die Siedlung entstand als Haltepunkt an der Handesstraße von Zelezny Brod (Eisenbrod) nach Jablonec nad Nisou. In Vrkoslavice gibt es eine lange Tradition der Herstellung von Schmuck und Modeschmuck. Von Vrkoslavice führt der Weg weiter in den Ortsteil Dobra Voda (Gutbrunn). Die Siedlung entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Im 19./20. Jahrhundert befand sich hier ein Spa, welches eine angeblich heilende Quelle nutzte. Daher der Name Gutbrunn. Das Spa wurde 1966 abgerissen. Die Siedlung Gutbrunn hatte bis 1945 ausschließlich deutsche Einwohner. Sehenswert ist eine kleine katholische Kapelle der Jungfrau Maria aus dem Jahre 1895.

Dobra Voda

Dobra Voda

Kapelle der Jungfrau Maria Dobra Voda

Kapelle der Jungfrau Maria Dobra Voda

Von Dobra Voda folgen wir nun für 2,3 km einem relativ neu gebauten Radweg, der uns stetig bergab durch den Wald und über eine neu errichtete Fußgänger- und Radlerbrücke über die Fernverkehrsstraße 65  nach Radlo führt. Die Gemeinde Radlo (Radl) liegt über dem Tal des Flüsschens Mohelka im Jeschkengebirge und wurde 1419 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Bis 1945 stellten Deutsche die Bevölkerungsmehrheit (96,5%).

Dobra Voda-Radlo

Dobra Voda-Radlo

Brücke über die Straße 65

Brücke über die Straße 65

Brücke über die Straße 65

Brücke über die Straße 65

bergab nach Radlo

bergab nach Radlo

Radlo

Radlo

Kapelle der Jungfrau Maria Milire

Kapelle der Jungfrau Maria Milire

Wir durchqueren den Ort, es geht wieder leicht bergauf. Nach ca. 1,3 km erreichen wir den Ortsteil Milire (Kohlstatt) von Radlo. Hier ist die Kapelle der  Junfrau Maria sehenswert. Die Kapelle ist das wichtigste Denkmal und älteste Gebäude von Milire. Sie wurde an der Stelle einer Vorgängerkapelle aus Holz errichtet, die der Mutter Jesus gewidmet war. 1799 ließ der Goldschmied Anton Dittrich neben seinem Haus die Kapelle aus Backsteinen errichten. Der Altar ist spätbarock, in der Glasvitrine steht ein Statue Unserer Lieben Frau der Leiden, um sie herum stehen Statuen des Hl. Johannes von Nepomuk und St. Anny.

Dlouhy Most

Dlouhy Most

Dlouhy Most

Dlouhy Most

Pfarrkirche des hl. Laurentius Dlouhy Most

Pfarrkirche des hl. Laurentius Dlouhy Most

Blick auf den Jested

Blick auf den Jested

Von Milire aus fahren wir weiter bergab über Jermanice (Hermannsthal) nach Dlouhy Most (Langenbruck), welches wir nach 4 km erreichen. Wir überqueren dabei die Schnellstraße R 35 und die Bahnstrecke Pardubice – Liberec. Dlouhy Most (Langenbruck) entstand als deutsche Köhlersiedlung an einem Landessteig von der Oberlausitz nach Böhmen und wurde 1547 erstmals urkundlich erwähnt. Im Ort fahren wir an der iposanten Kirche des hl. Laurentius vorbei, die von 1696 bis 1699 an der Stelle einer Holzkirche erbaut wurde. Wir fahren weiter, passieren den Ortsrand von Dlouhy Most und können zum ersten Mal einen Blick auf den Jested, unser heutiges Hauptziel, werfen. Von nun an geht es stetig aufwärts, wir fahren auf den Kammweg des Jeschken-Gebirges. Die Strecke beginnt am Ortsrand von Minkovice (Minkwitz) mit ca. 4% Steigung und steigert sich dann in den Serpentinen von Simonovice (Schimsdorf) auf ca. 8%. Die Gemeinde Schimsdorf entstand 1545 als Rittergut. Während der Rekatholisierung Böhmens erfolgte die Ansiedlung von katholischen Sachsen. Bis 1945 waren zwei Drittel der Einwohner Deutsche. Nach den Serpentinen von Simonovice flacht die Strecke auf ca. 2% Steigung ab und wir erreichen Rasovka (Raschen), einen Ortsteil von Simonovice.

von Minkowice nach Simonovice

von Minkowice nach Simonovice

Gaststätte in Rasovka

Gaststätte in Rasovka

Kirche des hl. Antonius von Padua in Rasovka

Kirche des hl. Antonius von Padua in Rasovka

Am Ortseingang lädt uns die Gaststätte „V Trnci“  in 610 m über NN zu einer Rast ein. Die Gaststätte hat täglich, außer Montags geöffnet. Zu ihr gehört der 1962 errichteter, 19,5 m hoher Aussichtsturm Rasovka, den man über 61 Stufen erklimmen kann. Von Oben hat man einen herrlichen Blick auf das Riesengebirge im Osten sowie das Böhmische Paradies mit den Burgen Bezdez im Westen und Trosky im Süden. Ca. 700 m weiter sehen wir auf der linken Seite der Straße die 1932 geweihte Kirche des Heiligen Antonius von Padua. Wir setzen unseren Weg fort und können uns bei leichtem Gefälle etwas erholen, bevor es dann richtig zur Sache geht. Nach ca. 1200 m biegen wir rechts ab in den Kammweg auf das Reschen-Gebirge und haben es sofort mit einer Steigung von 4 % zu tun, die sich sehr schnell auf 12% erhöht. Nun geht es die nächsten 7 km mehr oder weniger steil, aber stetig bergauf.

Rasovka

Rasovka

Burg Trosky im Böhm. Paradies

Burg Trosky im Böhm. Paradies

Blick vom Höhenweg zum böhm. Paradies

Blick vom Höhenweg zum böhm. Paradies

Nach ca. 1,5 km steil bergauf erreichen wir ein kleines Gemeindezentrum der Gemeinde Prosec pod Jestedem (Proschwitz), dem auch ein Imbiß angeschlossen ist. Hier flacht der Weg auf 7% Steigung ab. Er führt dann weiter an einzelnen Gehöften der Gemeinde vorbei, um dann wieder auf ca. 11% Steigung anzusteigen.

Jeschkenkammweg in Prosec pod Jestedm

Jeschkenkammweg in Prosec pod Jestedem

Jeschkenkammweg am Kleinen Matterhorn

Jeschkenkammweg am Kleinen Matterhorn

Der Kammweg schlängelt sich durch den Wald, wobei die Steigung immer zwischen 10% und 7% variiert. Nach ca. 1,5 km erreichen wir nach einer sehr kurzen Abfahrt das „Kleine Matterhorn im Jeschkengebirge“, ein kleine Felsformation in 798 m Höhe über NN.  Auf der großen Wiese, die sich vor uns auftut befinden sich im Winter eine Skipiste und ein Lift. Außerdem gibt es hier eine ganzjährig geöffnete Berghütte mit Restaurant

Kleines Matterhorn im Jeschkengebirge

Kleines Matterhorn im Jeschkengebirge

Monuntenbiker auf dem Kammweg

Mountenbiker auf dem Kammweg

„Plàne pod Jestedem“. Unsere Fahrt geht weiter bergauf. Auf den nächsten 600 m überwinden wir 45 Höhenmeter und erreichen das nächste Highligt. Hier kreuzt der 15. Meridian (Längengrad) den Jested-Kammweg. Mit 10% Steigung führt der Weg weiter. Einige Mountenbiker kommen uns entgegen. Es gibt hier insgesamt 5 ausgwiesene Strecken mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Ca. 300 m nach der Kreuzung mit dem 15, Längengrad erreichen wir die Bergstation des Hochgeschwindigkeits-Sessellifts „Jested Skalka“ auf 892 m Seehöhe. Jetzt haben wir nur noch 120 Höhenmeter vor uns, die wir auf den letzten 2 km überwinden müssen.

15. Meridian

15. Meridian

Sessellift Jested Skalka

Sessellift Jested Skalka

Kammweg zum Jested

Kammweg zum Jested

Jested (Jeschken)

Jested (Jeschken)

Auf dem Gipfel angekommen können wir uns in der Selbstbedienungsgastätte im Erdgeschoß des Fernsehturms stärken. Der Jested (Jeschken) ist mit 1012 m der höchste Berg des Jeschkengebirges und der „Hausberg“ von Liberec. Neben der Straße führt auch eine Kabinenseilbahn auf den Gipfel. Der Fernsehturm Jested wurde von 1966 bis 1973 errichtet, ist 99,86 m hoch und dient als Aussichtsturm, Sendemast, Hotel und Restaurant. Neben dem Gipfelkreuz finden wir auf dem Jested auch einen Rohanstein, der 1838 errichtet wurde. Über den Jested-Gipfel führte ehemals die Grenze zwischen den beiden Grundherrschaften derer von Clam-Gallas und denen von Haus Rohan. Diese Grenze wurde durch Steine markiert. Im unteren Teil des Steines kann man noch die deutsche Inschrift „Rohanstein“ erkennen.

Fernsehturm

Fernsehturm

Gipfelkreuz

Gipfelkreuz

Kabinenseilbahn

Kabinenseilbahn

Rohanstein

Rohanstein

Nach dem Aufenthalt auf dem Gipfel des Jested haben wir eine schöne, ca. 8 km lange Abfahrt, insgesamt 498 Höhenmeter,   nach Liberec vor uns. Im Stadtteil Horni Hanichov (Oberhainichen) kommen wir in der Kubelikova Straße an einer Besonderheit vorbei. Hier steht die denkmalgeschützte Nepomuk-Kapelle, in deren vorderem Teil sich ein Getränkeshop befindet.

Abfahrt vom Jested

Abfahrt vom Jested

Nepomuk-Kapelle Liberec

Nepomuk-Kapelle Liberec

Getränkeladen in der Nepomuk-Kapelle

Getränkeladen in der Nepomuk-Kapelle

Pension Plestil Liberec

Pension Plestil Liberec

Von hier sind es nur noch wenige hundert Meter bis in den Liberecer Ortsteil Frantiskov (Franzendorf), in der sich unsere kleine, preiswerte Pension „Plestil“ befindet. Hier werden wir übernachten, um am nächsten Tag die 2. Etappe des Neiße-Radweges in Angriff zu nehmen.

 

Länge der Strecke:  44 km

Verlauf der Strecke: Jablonecke Paseky / Nova Ves nad Nisou / Kononin / Dobra Voda / Radlo / Milire / Jermanice / Simonovice / Rasovka / Jested / Liberec

Beschaffenheit der Strecke: wenig befahrene Landstraßen, wenig separate Radwege, teilweise gut befahrbare Feld- und Waldwege, sehr schlecht befahrbarer Kammweg im Jeschken-Gebirge – Mountenbike geeignet, viele Steigungen mit bis zu 13%

Download der GPX-Datei: Neiße-Radweg 1 Jablonecke Paseky – Liberec

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert