Unsere heutige Fahrradtour an der Ostsee startet am Hauptbahnhof Rostock. Vom Bahnhof aus fahren wir zuerst in die sehenswerte, historische Altstadt von Rostock. Wir fahren ca. 1,5 km über die Rosa-Luxemburg- und die Richard-Wagner-Straße zum Neuen Markt. Kurz vor dem Neuen Markt passieren wir das Steintor, eines der vier Haupttore der historischen Rostocker Stadtbefestigung.
Rostock wurde erstmals 1189 urkundlich erwähnt. 1218 wurde dem Ort das Stadtrecht verliehen. Heute ist Rostock die bevölkerungsreichste Stadt Mecklenburg-Vorpommerns und besitzt mit der 1419 gegründeten Universität die älteste Universität im Ostseeraum. Das Steintor wurde 1574 – 1577 im Renaissance-Baustil errichtet und war Teil der 22 zum einstigen Mauering gehörenden Tore. Am Neuen Markt angekommen, sehen wir rechts das Rostocker Rathaus, ein aus drei Häusern bestehender Gruppenbau, dessen Entstehung bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Damit ist es der älteste erhaltene Profanbau der Stadt. Der Neue Markt ist neben dem Alten Markt und dem Hopfenmarkt (heute Universitätsplatz) einer der drei einstigen Marktplätze Rostocks und Teil der historischen Mittelstadt. Er ist mit 80 x 90 m fast quadratisch. Da sich Rostock aus den drei Teilstädten Alt-, Mittel- und Neustadt zusammensetzte, gab es in jeder Teilstadt einen Marktplatz mit Rathaus und eigener Pfarrkirche.
Die Marienkirche am Neuen Markt ist die evangelisch-lutherische Hauptkirche Rostocks. 1232 wurde eine frühgotische Vorgängerkirche erstmals erwähnt.
Um 1290 begann der Bau der heutigen, dreischiffigen Basilika, der bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts dauerte. Der Turm ist 86,32 m hoch. Wir fahren vom Neuen Markt in westliche Richtung über die Kröpeliner Straße durch die Stadt. Am Ende der Straße sehen wir das Kröpeliner Tor, 1270 als das westlichste der vier großen Tore der Rostocker Stadtbefestigung im gotischen Stil erbaut.
Über die Schwaansche Straße fahren wir nun zur historischen Stadtmauer. Zwischen der Schwaanschen Straße und dem Kröpeliner Tor erstreckt sich mit 450 m das längste Stücke der noch erhaltenen Stadtmauer. Davor befinden sich die historischen Wallanlagen mit dem Wallgraben. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke befindet sich ein Durchgang in der Stadtmauer, der zu dem dahinter liegenden ehemaligen Kloster Rostock führt. Das Kloster zum Heiligen Kreuz wurde 1270 durch die dänische Königin Margarethe gegründet und von den Zisterzienserinnen betrieben. Die Reformation zog erst 1562 in das Kloster ein – es wurde in ein Damenstift umgewandelt. Heute befindet hier das kulturhistorische Museum Rostock. Die Klosterkirche „Zum Heiligen Kreuz“ von 1311 – 1350 ist heute die Universitätskirche, in der Universitätsgottesdienste und Seminare der Theologischen Fakultät sowie Konzerte, Vorträge und Ausstellungen stattfinden. In der Kirche steht eine Triumphkreuzgruppe aus dem 15. Jahrhundert. Der gekreuzigte Jesus trägt ein Kapsel an seiner Brust, in der sich ein Splitter des Heiligen Kreuzes befinden soll.
Nach dem Aufenthalt in den Wallanlagen mit Heubastion und Dreiwallbastion verlassen wir die Stadt in Richtung Westen. Es geht über 7 km am Lindenpark vorbei, entlang des Rostocker Zoos nach Groß Schwaß. Der Ort wurde 1319 erstmals als Heberolle des Koster Sonnenkamp in Neukloster erwähnt. Heute ist Groß Schwaß ein Teil der Gemeinde Kritzmow. Wir fahren weiter über Klein Schwaß nach Parkentin. Parkentin wurde 1277 erstmals erwähnt. Der Name steht für Ort des Parkun, einer slawischen Gottheit. Der Ort war bis 1552 Eigentum des Kosters Bad Doberan. Die Dorfkirche Parkentin wurde beginnend im 13. Jahrhundert in mehreren Abschnitten erbaut. Der Turm ist 41 m hoch.
Von Parkentin aus sind es noch ca. 5 km, bis wir in Bad Doberan das Gelände des ehemaligen Zisterzienserklosters erreichen. Bad Doberan entwickelte sich um die am 03.10.1232 geweihte Kirche des Klosters Bad Doberan, das gotische Münster. 1879 wurde dem Ort das Stadtrecht verliehen und 2000 der Titel Heilbad. Das Kloster Doberan wurde am 01.03.1171 von Zisterziensermönchen gegründet. Das Kloster war Grablege des Fürstentums Mecklenburg. Die Klosterkirche, das Doberaner Münster, zählt zu den bedeutendsten hochgotischen Backsteinbauten in Europa. Der Bau wurde um 1295 begonnen und am 04.06.1368 mit der Weihe durch Bischof Friedrich II. von Schwerin beendet. Eine erste Klosterkirche, 1232 geweiht, wurde 1291 durch einen Brand schwer zerstört. In dieser Kirche war die dänische Königin Margarathe II., die das Kloster Rostock gründete, nach ihrem Tod 1282 beigesetzt worden.
Nach unserem Aufenthalt auf dem Klostergelände verlassen wir Bad Doberan über die Dammchaussee. Die nächsten ca. 3,5 km fahren wir immer parallel zur Strecke der Kleinbahn „Molli“. Der „Molli“ ist eine dampfbetriebene Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 900 mm, die auf einer 15,4 km langen Strecke zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn verkehrt. Das erste Teilstück der
Bahn wurde am 09.07.1886 von Bad Doberan nach Heiligendamm in Betrieb genommen. Am 12.05.1910 wurde der Verkehr auf der Verlängerung bis Kühlungsborn aufgenommen. In Bad Doberan fährt die Kleinbahn auf Rillenschienen im Straßenpflaster, wie eine Straßenbahn durch die nach ihr benannte Mollistraße. Wir fahren auf dem Radweg von der Dammchaussee links ab auf den Radweg an der Landstraße L 12 und passieren ungefähr auf halber Strecke die Ostseerennbahn. Die ersten Pferderennen fanden hier 1804 statt. Das erste Galopprennen mit Vollblutpferden wurde am 10.08.1822 durchgeführt. Die Rennbahn ist die älteste Galopprennbahn auf dem europäischen Festland. Der „Molli“ hat hier auch einen eigenen Haltepunkt. Ca. 1 km hinter der Rennbahn biegen wir wieder links ab und fahren an Vorder Bollhagen vorbei, durch das Waldgebiet des Bollhagener Bruchs nach Hinter Bollhagen und weiter durch das Waldbgebiet Wittenbecker Tannen nach Wittenbeck. Klein Bollhagen und Hinter Bollhagen sind seit 1950 Ortsteile der Gemeinde Wittenbeck. In Wittenbeck befindet sich der Golfplatz Wittenbeck mit einem 18-Loch-Meisterschaftskurs und einem 9-Loch-Golfplatz. Wir fahren weiter Richtung Kühlungsborn. In Kühlungsborn biegen wir links in die erste Straße nach dem Ortseingang, den Wittenbecker Landweg, ein. Nun halten wir uns immer am Ortsrand und umrunden Kühlungsborn faktisch. Auf unserem Weg kommen wir an der „Brunshöver Möhl“ vorbei. Es ist eine denkmalgeschützte
Erdholländermühle aus dem Jahr 1791. Die Mühle war bis 1961 in Betrieb, stand dann leer und wurde 1987 bis 1991 restauriert. Seit 2001 wird sie als Ferienwohnung genutzt. Von Kühlungsborn West aus sehen wir den in der Gemeinde Bastor stehenden Leuchtturm Buk. Der 1878 auf dem 78,8 m ü. NHN hohen Bastorfer Signalberg errichtete Leuchtturm ist nur 20,8 m hoch (und damit einer der kleinsten Leuchttürme Deutschlands), hat aber mit dem Berg eine Feuerhöhe von 95,3 m. Es ist damit das höchste Leuchtfeuer eines deutschen Leuchtturmes. Neben seiner Funktion als Orientierungshilfe auf der westlichen Ostsee ist es seine Hauptaufgabe, die Schiffe vor „Hannibal“, einer Sandbank in der Einfahrt zur Wismarer Bucht zu warnen.
Kühlungsborn hieß bis 1938 Brunshaupten-Arendsee und wurde 1937 aus den drei Dörfern Arendsee, Brunshaupten und Gut Fulgen gegründet. Die erste Erwähnung der Dörfer erfolge 1177 und 1219. Kühlungsborn ist der größte Bade- und Erholungsort Mecklenburgs und verfügt mit 3150 m Länge über eine der längsten Strandpromenaden Deutschlands. Der breite Sandstrand zieht sich über eine Länge von 6 km hin. Seit 1996 trägt die Stadt den offiziellen Titel „Seebad“.
In Kühlungsborn-West, direkt an der Stadtgrenze und am Naturschutzgebiet Riedensee erreichen wir nach ca. 44 km unserer heutigen Tour den Strand und können hier eine erste Badepause machen. Wir befinden uns am Kap Bukspitze, nachdem der Leutturm Buk benannt ist. Den Rückweg nach Warnemünde nehmen wir immer am Ufer der Ostsee entlang. Wir fahren in Richtung Kühlungsborn-Zentrum zunächst auf dem Radweg, dann über die Waldstraße, Tannenstraße und Ostseeallee parallel zur Uferpromenade., bis wir auf die Straße „Zur Seebrücke“ treffen. Hier legen wir einen kurzen
Zwischenstop ein. In der Fußgängerzone zur Seebrücke können wir eine Kaffeepause einlegen, oder uns auch die Seebrücke anschauen. Erste Seestege wurden bereits 1895 errichtet. Eine Seebrücke wurde 1929 errichtet, sie wurde im Winter 1941/42 zerstört. Die neue Seebrücke wurde 1991 errichtet und ist 240 m lang. Sie gilt als Wahrzeichen von Kühlungsborn und ist eine von vielen Seebrücken in Mecklenburg-Vorpommern. Von Kühlungsborn aus führt uns dann unsere Tour auf dem Ostseeküsten-Radweg immer parallel zur Küste durch den Uferwald über 6 km bis nach Heiligendamm. Heiligendamm ist der älteste Seebadeort Deutschlands und Kontinentaleuropas, bereits 1793 durch Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg gegründet. Heute ist der Ort ein Ortsteil von Bad Doberan. Der Ort verfügt ebenfalls über eine Seebrücke, 200 m lang und wird von der Bäderbahn „Molli“ durchquert.
Von Heiligendamm folgen wir dem Ostseeküsten-Radweg nach Börgerende, vorbei am Conventer See, einer ehemaligen Meeresbucht deren Verbindung zur Ostsee verlandet ist. Börgerende-Rethwisch ist eine Gemeinde, die 1957 aus zwei Orten gebildet wurde. Rethwisch wurde bereits 1297 erstmals urkundlich erwähnt. Als Relikt aus DDR-Zeiten steht hier noch der denkmalgeschützte Ostsee-Wachturm Börgerende, einer der zwei letzten noch erhaltenen Seewachtürme an der Ostsee. In Börgerende führt unser Radweg direkt am herrlichen, breiten und feinkörnigen Sandstrand entlang und lädt uns zu einer weiteren Badepause ein. 3 km östlich von Börgerende erreichen wir das Ostseebad Nienhagen. Vorher müssen wir aber noch den Gespensterwald durchqueren. Der Gespensterwald Nienhagen ist ein 1300 m langer und 100 m breiter Waldteil des Nienhäger Holzes und liegt direkt an der Steilküste der Ostsee. Durch den Wald läuft der Granitzbach und mündet in die Ostsee. Der Baumbestand besteht aus 90 bis 170jährigen Eichen, Buchen, Hainbuchen und Eschen. Zu den pittoresken Verformungen der Bäume kam es im Verlaufe der Jahre durch die salzhaltige, feuchte Seeluft sowie den Wind. „Gespenstisch“ wirken daher die vor dem Wind fliehenden Kronen und Stämme, die deshalb auch „Windflüchter“ genannt werden. Durch den Gespensterwald zieht sich der Ostseeküsten-Radweg.
Nienhagen wurde erstmals 1264 in einer Urkunde erwähnt. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte die Bildung der Gemeinde Nienhagen. 1936 erfolgte die offizielle Anerkennung als Ostseebad. Unsere Tour führt weiter auf dem Ostseeküsten-Radweg in Richtung Warnemünde. Wir fahren zunächst ca. 3 km an der Steilküste entlang durch den Küstenwald Elmenhorst/Lichtenhagen und erreichen am Kap Geinitzort das Naturschutzgebiet Stoltera. Die Stoltera ist ein ca. 3 km langer, ca. 70 ha großer Küstenabschnitt zwischen Geinitzort und Warnemünde. Er ist durch ein bis zu 20 m hohes Kliff zur Ostsee gekennzeichnet. Durch den Küstenwald an der Stoltera zieht sich unser Radweg. Ziemlich in der Mitte liegt das Hotel & Ausflugsgaststätte Wilhelmshöhe, welches wir noch zur Kaffeepause nutzen. Von der Wilhelmshöhe Stoltera hat man einen schönen Blick auf die Steilküste und den Strand in Richtung Warnemünde.
Von der Ausflugsgaststätte sind es dann nur noch ca. 4 km über die Parkstraße, Mühlenstraße und Kirchenstraße bis zum Bahnhof Warnemünde. Warnemünde ist ein Stadtteil von Rostock und heißt offiziell Ostseebad Warnemünde. Es wurde erstmals 1195 in dänischen Urkunden erwähnt. Seit 1323 gehört es zu Rostock. Mit seinem 150 m breiten Sandstrand verfügt das Seeheilbad über den breitesten Sandstrand an der deutschen Ostseeküste. Auf unserem Weg fahren wir an der Kirche von Warnemünde vorbei, einem 1866 bis 1871 erbauten neogotischen Backsteinbau. Kurz vor dem Warnemünder Bahnhof überqueren wir den Alten Strom.
Der Alte Strom wurde bereit 1423 ausgehoben, vertieft und mit Bollwerken befestigt. Er war bis 1903 die einzige Schiffszufahrt von der Ostsee zum Rostocker Hafen. Bereits 1288 sorgte die Stadt Rostock für die Instandhaltung des Warnemünder Hafens. An der Westseite des Alten Stroms befindet sich die Flaniermeile in Richtung Westmole und Leuchtturm. Unmittelbar hinter der Brücke über den Alten Strom erreichen wir den Bahnhof Warnemünde, an dem unsere Tour entlang der Ostseeküste endet.
Länge der Strecke: 72,5 km
Verlauf der Strecke: Rostock / Groß Schwaß / Klein Schwaß / Parkentin / Bad Doberan / Hinter Bollhagen / Wittenbeck / Ostseebad Kühlungsborn / Ostseeheilbad Heiligendamm / Börgerende / Ostseebad Nienhagen / Warnemünde
Beschaffenheit der Strecke : Landstraßen, feste Fahrradwege
Download der GPX-Datei: Ostseetour