Wir beginnen unsere Tagestour am Bahnhof Forst. Zunächst fahren wir über die „Bahnhofstraße“ und „Leipziger Straße“ zur Fußgängerzone „Cottbusser Straße“ und zum Markt mit der St. Nicolai Stadtkirche (erbaut im 16. Jahrhundert). Dann geht es über die Straßen „Am Markt“ und „Am Haag“ auf direktem Wege zur Neiße zum „Kegeldamm“. Dieser ist, wenn man so will, die Uferpromenade von Forst. Links von uns sehen wir die Ruine der zerstörten „Langen Brücke“ in den ehemaligen Stadtteil Berge, rechts von uns die Ruine der Fußgängerbrücke „Seufzersteg“ über die Neiße. Wir wenden uns nach rechts und fahren auf den Oder-Neiße-Radweg.
Dem Radweg folgen wir die nächsten 19 km in südlicher Richtung, bis wir den kleinen Ort Zelz erreichen. Wir fahren auf einem gut ausgebautem Radweg, immer auf dem Neiße-Deich, durch eine wunderschöne Landschaft der Neiße-Auen. Auf unserem Weg passieren wir den Ostdeutschen Rosengarten in Forst, unterqueren die Autobahn A 15, durchqueren den kleinen Ort Bahren bis wir schließlich in Zelz über die im Jahre 2008 neu gebaute Neißebrücke auf die polnische Seite nach Siedlec wechseln. Von hier geht es ca. 3 km leicht, aber stetig auf einer wenig befahrenen Ortsverbindungsstraße bergan, bis wir hinter dem kleinen Ort Kamienica nad Nysa Luzyska (Kemnitz) die Landesstraße 12 erreichen. Direkt vor der Landesstraße stoßen wir auf den Bahntrassenradweg Tuplice – Bad Muskau, auf den wir nach rechts in Richtung Süden einbiegen.
Die Bahnlinie Lubsko (Sommerfeld) – Tuplice (Teuplitz) – Bad Muskau (vor dem Krieg Muskau) wurde 1897 von der Lausitzer Eisenbahn-Gesellschaft errichtet und betrieben. Nach dem II. Weltkrieg durchschnitt die neue Grenze den Abschnitt Muzakow Wschodni – Muskau, der stillgelegt wurde. 1990 legte man den nördlichen Abschnitt Lubsko – Tuplice still und stellte 1996 den Personenverkehr auf dem restlichen Teil ein. Der Güterverkehr auf dem südlichen Abschnitt Tuplice – Muzakow Wschodni wurde 2000 eingestellt. Ab 2004 erfolgte der Rückbau der Strecke und die Umwandlung in einen Radweg, der 2006 fertiggestellt wurde. Die Eisenbahnbrücke über die Neiße bei Bad Muskau wurde nach dem Krieg aus strategischen Gründen wieder aufgebaut, obwohl kein Zugverkehr erfolgte. Heute gehört sie zum Bahntrassenradweg. Auf unserer Fahrt auf alter Bahntrasse passieren wir passieren die Orte Buczyny (Buckoka), Zarki Wielkie (Groß Särchen), Stare Czaple (Alt Tschöpeln) bis wir schließlich nach ca. 11 km den Ort Nowe Czaple (Neu Tschöpeln) erreichen. Nowe Czaple liegt auf dem östlichen Ausläufer des Muskauer Faltenbogens. Dies ist eine geologische Formation, die sich während der Eiszeit bildete und sich hufeisenförmig von Döbern über Weißwasser, Bad Muskau bis nach Trzebiel in Polen erstreckt und weltweit einmalig ist. Das gesamte Gebiet rechts und links der Grenze gehört zum UNESCO Global Geopark. Rund um Nowe Czaple gab es reiche Ton-, Lehm- und Braunkohlevorkommen, durch die sich der Ort Ende des 19. Jahrhunderts zu einer Industriegemeinde entwickelte. Die Braunkohle wurde verstromt und damit ein Glaswerk in Weißwasser, eine Ziegelei und eine Glashütte mit zwei Öfen in Nowe Czaple betrieben. Heute befinden sich auf dem ehemaligen Bergbaugelände ein Geopfad und ein Aussichtsturm, von dem man einen wunderbaren Rundblick auf die ehemaligen Ton-, Lehm- und Braunkohlegruben hat. Der Abstecher von unserer Bahntrasse zum Aussichtsturm beträgt ca. 3 km, ist aber sehr lohnenswert.
Nach dem Abstecher zum Aussichtsturm setzen wir unsere Fahrt in Richtung Bad Muskau fort. Wir erreichen die Neiße und damit die Grenze nach 4 km kurz nach Durchquerung der Ortschaft Leknica (Lugknitz). Wir überqueren die Neiße auf der neuen Radwegbrücke und wenden uns dann stadteinwärts nach Bad Muskau. Nach ca. 2 km haben wir den Fürst- Pückler-Park Bad Muskau erreicht. Der 830 ha große Landschaftspark wurde im Auftrag von Herrmann Fürst von Pückler-Muskau von 1815 bis 1845 angelegt und ist der groößte Landschaftspark Zentraleuropas im englischen Stil. Seit 2004 ist er UNESCO Weltkulturerbe. Durch die Grenzziehung nach dem 2. Weltkrieg liegen heute 200 ha westlich der Neiße auf Bad Muskauer Gebiet und 360 ha auf dem Gebiet derGemeinde Leknica in Polen. Da im gesamten Park radfahren erlaubt ist, können wir uns einige der schönsten Stellen im Park ansehen und im Cafè „Fürst Pückler“ eine Pause einlegen.
Nach der Parkbesichtigung verlassen wir Bad Muskau in südwestlicher Richtung und fahren durch den Bergpark, über den Jämlitzer Weg, die Bautzener Straße und den Krauschwitzer Weg in Richtung Gablenz. Von Gablenz geht es über den Kromlauer Weg Richtung Westen zum Rhododendronpark Kromlau. Der Park wurde Mitte des 19. Jahrhunderts, der damaligen Mode folgend, als englischer Landschaftsparkt angelegt. Berühmt sind die Rakotzbrücke und die künstlich formierten Basaltsäulen, die man aus sächsischen und böhmischen Steinbrüchen heranschaffte. Aus diesen 6-eckigen Basaltsäulen wurden die u.a. Rakotzbrücke, die Basaltkirche, der Richterstuhl errichtet. Für das Meer der Rhododendren bildet die Landschaft des „Muskauer Faltenbogens“ mit seinen natürlich feuchten Bodensenken eine sehr gute Grundlage. Wir treffen ca. bei km 55 auf die Statue des Herkules am Rakotzsee. Von dort haben wir einen sehr guten Blick auf die Rakotzbrücke und die Basaltkirche im See. Hinter der Herkulesstatue wenden wir uns nach links und überqueren eine Basaltbrücke zur „Rhododendronschlucht“. Hier ist Radfahren auf Grund des schmalen Weges nicht erlaubt und wür müssen die nächsten 1500 m schieben. Aber bei den unzähligen blühenden Rhododendren ist das ein einmalige Erlebnis. Nach Durchqueren des Parks lohnt sich ein kurzer Abstecher vom Bahnhof Kromlau entlang der Waldeisenbahn Bad Muskau zu den Restlöchern ehemaliger Tongruben. Mit etwas Glück begegnet uns die Waldeisenbahn. Die Bahn wurde 1895 im Auftrag von Hermann von Arnim als 600 mm Schmalspurbahn zur Erschließung der entstehenden Industrien und Tongruben zwischen Weißwasser und Muskau angelegt. Nach ihrer Stillegung wird sie seit 1990 als Museumsbahn betrieben und ist heute die größte 600 mm Spur Museumseisenbahn Deutschlands.
Nach diesem kurzen Abstecher wenden wir uns wieder Richtung Norden und fahren ca. 5 km über Kromlau, Klein Düben, Tschernitz, Friedrichshain bis zum Felixsee. Der Felixsee, heute ein beliebter Badesee, entstand aus der Flutung eines von 1850 bis 1930 betriebenen Braunkohletagebaus. Am Ufer des Felixsees steht ein 36 m hoher Aussichtsturm, der einen phantastischen Rundblick über die Landschaft der Niederlausitz ermöglicht. Hier bietet sich bei schönem Wetter auch eine Badepause an. Wir fahren weiter, 4 km bis nach Hornow. Hier haben wir die Möglichkeit in der Confiserie Felicitas eine Kaffepause einzulegen. Nach der Kaffepause nehmen wir die letzte, 31 km lange Etappe unserer Tagestour in Angriff.
Wir fahren auf einem gut ausgebauten Radweg, größenteils durch Wälder, über Wadelsdorf (Ortsteil von Spremberg), Bagenz und Bräsinchen (Ortsteile von Neuhausen), Neuhausen und Frauendorf nach Cottbus. Zwischen Bagenz und Bräsinchen passieren wir die Talsperre Spremberg, die 1965 als Schutz des Spreewaldes vor den häufigen Hochwassern der Spree angelegt wurde. Sie ist die viertgröße Talsperre Deutschlands. Nach Unterquerung der Autobahn A 15 und einer Fahrt durch die wunderschöne Landschaft der Spreeauen in Cottbus erreich wir nach über 100 km schließlich unser Tagesziel, den Cottbusser Hauptbahnhof.
Streckenlänge: 104,86 km
Verlauf der Strecke: Forst / Zelz / Siedlec / Kamienica nad Nysa Luzycke / Zarki Wielkie / Nowe Czaple / Leknica / Bad Muskau / Kromlau / Klein Düben / Tschernitz / Friedrichshain / Bohsdorf / Hornow / Bagenz / Bräsinchen / Neuhausen / Frauendorf / Cottbus
Beschaffenheit der Strecke: separate Radwege, ruhige Landstraßen
Donwload GPX-Track: Forst-muskau-cottbus