Unsere heutige Etappe auf der Tour Brandenburg führt uns von Fürstenberg an der Havel nach Templin. Wir starten am Bahnhof Fürstenberg, der mit der Regionalbahn (RE 5) von Berlin bzw. Stralsund aus im Stundentakt erreichbar ist. Vom Bahnhof aus sind es nur wenige hundert Meter bis in die auf einer Havelinsel liegende Altstadt. Hier erwartet uns ein netter kleiner Marktplatz, an dem die 1845 – 1848 als Backsteinbau errichtete Stadtkirche das dominante Bauwerk ist.
Seitlich am denkmalgeschützten Markplatz von Fürstenberg steht das durchaus sehenswerte Rathaus der Stadt. Ein kurzer Abstecher führt uns von dort zur sehenswerten Baalenseebrücke, einer überdachten, hölzernen Fußgänger- und Radlerbrücke. Die Brücke überspannt die Havelverbindung zwischen dem 19 ha großen Baalensee und dem 75 ha großen Schwedtsee, die beide von der Havel durchflossen werden und deren Ufern Fürstenberg liegt. Wir wenden uns nun wieder Richtung Innenstadt und stoßen kurz vor der kleinen Brücke über die Priesterhavel auf das älteste Gebäude der Stadt, die Wasserburg. Erbaut im Jahre 1333 und ehemals vollständig vom Wasser umflossen, sind von den alten Gebäuden der Burg nur noch der Ost-, der Süd- und teilweise der Westflügel erhalten. Das derzeit leerstehende Gebäude ist baulich in einem schlechten Zustand und nicht zu besichtigen. Etwas weiter sehen wir im Stadtpark West das Schloß Fürstenberg. Erbaut wurde es von 1741 bis 1752 als Witwensitz der Herzogin Dorothea Sophie von Mecklenburg-Stelitz. Das Schloß befindet sich in Privatbesitz und kann z.Zt. nur durch den Zaun besichtigt werden. Mit der Sanierung wurde vor Jahren begonnen, ein richtiger Forstschritt ist leider nicht erkennbar.
Wir fahren weiter durch den Ortsteil Ravensbrück, der durch die NS-Zeit traurige Berühmtheit erlangte. Hier, am Ufer des Schwedtsees, errichtete die SS 1939 das größte deutsche Frauenkonzentrationslager. 1941 wurde ein Männerlager angegliedert und besonders pervide, 1942 das „Jugendschutzlager Uckermark“, ein Konzentrationslager für Kinder und Jugendliche. Von Letzterem ist nichts mehr erhalten, nur ein Schild am Radweg weist auf den ehemaligen Standort hin.
War fahren weiter auf der Tour Brandenburg, die hier gleichzeitig ein Teil des Havelradweges ist, nach Himmelpfort. Der Ort entstand rund um das 1299 durch Markgraf Albrecht III. von Brandenburg gestiftete Zisterzienserkloster Himmelpfort. Vom ursprünglichen Kloster sind nur noch die Ruine der zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbauten Klosterkirche, in deren Ostteil 1663 die evangelische Pfarrkirche eingebaut wurde, erhalten sowie Reste der alten Klostermauer und die Ruine des Brauhauses. Himmelpfort, heute staatlich anerkannter Erholungsort, wurde durch sein „Weihnachtspostamt“ weltweit bekannt. Im Haus des Gastes befindet sich die „Schreibstube des Weihnachtsmannes“ und im „Weihnachtshaus“ wohnt er zusammen mit den 7 Zwergen. 2020 erreichten 320.000 Briefe von Kindern an den Weihnachtsmann das Postamt Himmelpfort.
Unsere Fahrt geht weiter, vorbei an der Selbstbedienungsschleuse Himmelpfort, die den Wasserstand zum Stolpsee ausgleicht. Die erste Schleuse an dieser Stelle wurde bereits 1752 mit der Schiffbarmachung des Flüßchens Woblitz errichtet. Gleich hinter der Schleuse steht rechts das imposante Gebäude der alten Mühle, heute genutzt als Gästehaus mit Ferienwohnungen und einer öffentlich zugänglichen Bibliothek des Büchersammlers Georg P. Salzmann. Am Ortsausgang verlassen wir den Havelradweg, biegen links ab und fahren durch den Wald auf einem wunderbaren Radweg in Richtung Lychen. Wir queren auf einer Fußgänger- und Radlerbrücke die Woblitz, fahren am Nordufer des Haussees durch den Ortsteil Plan und dann 6 km durch herrliche Wälder bis nach Lychen. Einige Km davon führt unser Weg parallel zur ehemaligen Bahnstrecke Fürstenberg – Lychen, die 1996 stillgelegt wurde. Auf der Strecke kann man heute mit Fahrraddraisinen fahren.
Die uckermärkische Stadt Lychen, gegründet 1248, ist schnell erreicht. Sie ist ein inmitten des Naturparks Uckermärkische Seen gelegener staatlich anerkannter Erholungsort und führt die Zusatzbezeichnung „Flößerstadt“. Lychen bekam nach seiner Gründung eine 6 m hohe Stadtmauer und drei Tortürme, von denen das Fürstenberger und das Stargarder Tor noch in Teilen erhalten sind. Wir fahren am Fürstenberger Tor in die Altstadt ein, die faktisch auf einer Halbinsel zwischen drei Seen liegt; dem 21 ha großen Nessepfuhl, dem 19,7 ha großen Stadtsee und dem 70 ha großen Oberpfuhl. Auf unserem Weg durch die Stadt kommen wir auch an der im 13. Jahrhundert auf einer Erhebung in der Altstadt aus Feldsteinen errichteten St.-Johanneskirche vorbei. Die Kirche ist das beherrschende Wahrzeichen der Stadt Lychen und prägt das Stadtbild. Im Innern befindet sich ein mächtiger Feldsteinsaal mit barocker Ausstattung. Nach der Besichtigung wenden wir uns nach Süden und verlassen die Stadt in Richtung Templin, vorbei am bereits 1845 abgebrochenen dritten Stadttor, dem Templiner Tor. Nach ca. 1 km sehen wir auf der linken Seite die Gebäude der ehemaligen Heilanstalten Hohenlychen, die von 1902 bis 1945 bestanden.
Nach dem Krieg nutzte die Sowjetische Armee bis zu ihrem Abzug 1993 das Gelände. Die unzerstörte Anstalt wurde durch die Rote Armee geplündert, sämtliche Einrichtungen zerstört bzw. abtransportiert. Auch die anstaltseigene Helenenkapelle wurde Opfer dieser Zerstörung. Altar und Orgel wurden abtransportiert, die Fenster vermauert und die Wände mit Leimfarbe gestrichen. Die Kapelle wurde als Treibstofflager genutzt. Seit 1990 kümmert sich ein Verein um die Sanierung und Restaurierung der Kapelle. Unser Weg führt uns nun weiter ca. 7 km durch herrliche Buchenwälder auf einem sehr guten Radweg zunächst immer parallel zum 112 ha großen Zenssee und später am Ufer des 70 ha großen Platkowsees entlang, bis wir das 1307 gegründete Dorf Alt Placht erreichen. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist das 1700 errichtete Kirchlein im Grünen, eine kleine Fachwerkkirche mit reetgedecktem Satteldach und hölzernem Kirchturm. Von Alt Placht aus führt unser Weg weiter durch die schönen Wälder der Uckermark in Richtung Gandenitz, wobei wir am Ortsausgang von Alt Placht an einem witzigen Vorfahrtsschild für Radfahrer vorbei kommen. Das 1319 erstmals erwähnte 300-Seelen Dorf Gandenitz ist nach 3 km erreicht. Im Zentrum des Ortes steht die im 13. Jahrhundert erbaute Peter-und-Paul-Kirche. Im Turm hängt eine Glocke von 1567, eine der ältesten in der Uckermark.
Von Gandenitz fahren wir ca. 12 km weiter auf einem ausgezeichneten Radweg durch Wälder und Felder bis ins 1270 erstmals erwähnte Templin. Die Kleinstadt mit ihren 16000 Einwohnern ist flächenmäßig die größte Stadt in der Uckermark und die achtgrößte Stadt Deutschlands. Wir erreichen die Stadt durch das Mühlentor, eines der drei Templiner Stadttore und zugleich das älteste und kleinste. Erbaut in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war es ein Teil der Templiner Stadtbefestigung. Wir fahren ein Stück entlang der 1735 m langen, 7 m hohen und vollständig erhaltenen Stadtmauer, die die Altstadt komplett umschließt. Ein kurzer Abstecher führt uns durch das Webertor zu der 2003/04 am nördlichsten Zipfel der Stadtmauer errichteten Pionierbrücke, einer 85 m langen überdachten Fachwerkbrücke für Fußgänger und Radler, die den Templiner Kanal überspannt und den Ost- mit dem Westteil der Stadt verbindet. Das Webertor wurde nach einem großen Stadtbrand 1820 gebaut. Damit sollte die Versorgung der Stadt mit Löschwasser bei Bränden verbessert werden. Den Namen verdankt das Tor der Weberinnung, die den Durchgang zum Eichwerder zum Bleichen ihrer Tuche nutzte.
Weiter fahren wir durch das Eichwerder Tor, einem 1909 entstandenen Mauerdurchbruch, um einen kürzeren Weg zum Templiner Stadtsee zu ermöglichen. Durch das Prenzlauer Tor fahren wir wieder ins Stadtzentrum. Das Prenzlauer Tor ist das jüngste und vollendetste Backsteintor Templins. Es stellt eine große Besonderheit dar, denn es besitzt neben dem Haupttor auch ein Vortor und einen Zwinger. Im Prenzlauer Tor befindet sich seit 1957 das Museum der Stadt. Von hier fahren wir nochmals in Stadtzentrum, wo sich die Hauptkirche der Stadt, die Maria-Magdalenen-Kirche befindet. Erbaut auf den Fundamenten der 1735 abgebrannten Vorgängerin von 1492, dauerte der Wideraufbau 14 Jahre, bis 1749. Auf dem zentralen Platz der Altstadt, dem Markt, steht das neben der Maria-Magdalena-Kirche beeindruckendste Bauwerk Templins, das historische Rathaus. Es wurde 1746 bis 1748 auf den Fundamenten des Vorgängerbaus errichtet. Vom Rathaus fahren wir wieder ein Stück an der Stadtmauer entlang, vorbei am Eulenturm, einen Wehrturm aus dem 14. Jahrhundert, der zugleich als Gefängnis und zur Lagerung von Schießpulver diente. Als nächste Station erreichen wir das Berliner Tor, eines der drei beeindruckenden Stadttore Templins aus dem 14. Jahrhundert.
Schließlich verlassen wir die Stadt durch das Töpfertor und fahren an den Templiner Kanal. Da die DB wegen Baumaßnahmen den Bahnhof Templin nicht anfuhr, mußte ich bis zum Bahnhof Vogelsang weiterfahren. Zunächst geht es ca. 3 km am im 18. Jahrhundert errichteten Templiner Kanal entlang. Unterwegs wird die den Kanal überquerende Ziegelgrabenbrücke passiert, über die die 1996 stillgelegte Bahnstrecke Templin – Fürstenberg / H. führte. Vom Örtchen Hindenburg aus führt ein breiter Radweg ca. 9 km immer an der B 109 entlang bis zum Bahnhof Vogelsang. Ca. 3 km vor Vogelsang passieren wir den 1241 gegründeten Ort Hammelspring mit seiner sehenswerten, 1820 errichteten Dorfkirche. In Vogelsang, einem kleinen Ort, der 1725 aus einem Vorwerk entstand gibt es einen Haltepunkt der DB. Von hier verkehrt die Regionalbahn (RB 12) stündlich nach Oranienburg. Vogelsang war bis 1994 einer der wichtigsten Militärstandorte der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.
Länge der Strecke: 62,3 km
Verlauf der Strecke: Fürstenberg (Havel) / Himmelpfort / Lychen / Alt Placht / Templin / Hammelspring / Vogelsang
Beschaffenheit der Strecke: überwiegend gute Radwege
Download der GPX-Datei: Tour Brandenburg Fürstenberg_H. -Templin