Wir starten mit unserer heutigen Radtour durch das Havelland am Hauptbahnhof in Brandenburg/Havel und fahren gleich gegenüber durch die Kleine Gartenstraße. An deren Ende biegen wir rechts in die Kirchhofstraße ein und fahren gleich wieder links zur Fußgängerbrücke über den Stadtkanal.
Der Brandenburger Stadtkanal ist ein 4 km langer Kanal der Havel durch das Stadtzentrum. Nach Überquerung des Kanals sehen wir vor uns das ehemalige Dominikanerkloster St. Pauli von Brandenburg. Nachdem die Brandenburger Markgrafen die alte Burg auf der Dominsel Brandenburg verlassen hatten, wählten sie ein Gebiet am südwestlichen Rande der Neustadt Brandenburg als Sitz ihrer Residenz aus. Die Neustadt war von den Brandenburger Markgrafen vor 1196 planvoll gegründet und angelegt worden. 1267 starb Markgraf Otto III. auf dem markgräflichen Hof, umgeben von Dominikanermönchen. Sein Sohn Otto V. (der Lange) verschenkte 1286 die markgräfliche Residenz an den Dominikanerorden. Schon im selben Jahre wurde mit der Errichtung der Klosteranlage begonnen. Mit dem Einzug der Reformation endete die katholische Ära des Klosters. Die Mönche durften auf Lebenszeit im Kloster verbleiben, eine Neubesetzung aber wurde untersagt. 1560 schenkte Kurfürst Joachim II. die Klosteranlage der Neustadt Brandenburg. Die Kirche wurde evangelisch umgeweiht, die Klostergebäude einer karitativen Nutzung als Hospital und als Einrichtung der Altenpflege zugeführt. Seit 2008 beherbergt das ehemalige Kloster das archäologische Landesmuseum Brandenburgs.
Vom ehemaligen St. Pauli Kloster fahren wir über Abtstraße, St. Annen Straße und Neustädtischen Markt Richtung Mühlendamm zur Dominsel. Am Beginn des Mühlendamms grüßt uns der Mühlentorturm, einer von ehemals 4 Türmen der Neustädtischen Stadtmauer. Während des Brandenburger Türmertages jedes Jahr im September kann der Turm von innen besichtigt und bestiegen werden. Der Mühlendamm entstand Anfang des 13. Jahrhunderts, als Teil eines Verbindungs- und Staudammes der in seinen Verlauf an einer Reihe von Havelinseln orientierte und damit die Havel anstaute. Gleichzeitig mit der Anlage des Dammes erfolgte der Bau der ersten Wassermühlen. Die erste Erwähnung der Wassermühlen nördlich und südlich der Dominsel erfolgte 1309. Südlich der Dominsel entstanden die Vorder- und die Große Mühle, nördlich die Burg- und die Krakauer Mühle. Nach 800 Jahren endete 1993 mit der Schließung der letzten Mühle die Geschichte der Brandenburger Wassermühlen. Fast alle noch existierenden Mühlenbauten wurden ab 2000 zu modernden Wohngebäuden mit exclusiven Wohnungen und Wasseranbindung umgebaut. Vom Mühlendamm fahren wir durch einen kleinen Park entlang der Näthewinde zur 1995 errichteten Fußgängerbrücke auf die Dominsel. Näthewinde wird der südlich der Dominsel gelegene Havelarm genannt, der nur durch den Mühlendamm von der östlich fließenden Stadthavel getrennt ist.
Nach der Überquerung der Näthewinde erreichen wir über Domkietz und Sankt Petri den Brandenburger Dom. Vor dem Dom passieren wir die St. Petri Kapelle, die 1312 auf den Fundamenten der ehemaligen Burgkapelle der Burg Brandenburg errichtet wurde. Der Dom Sankt Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel wird auch als „Mutter aller märkischen Kirchen“ bezeichnet. 928 eroberten Truppen Heinrich I. eine der ostelbischen slawischen Hauptburgen, die Brandenburg. 948 vollzog Kaiser Otto I. die Errichtung des Bistums Brandenburg und begann mit dem Dombau. Diese Kirche ging aber mit dem Slawenaufstand von 983 verloren. 1165 erfolgte die Grundsteinlegung für den heutigen Dombau. Der Dom St. Peter und Paul zu Brandenburg an der Havel ist das erste, vollständig in unverblendetem Backstein ausgeführte Bauwerk der Mark Brandenburg. Im Dom befindet sich eine echte Wagner-Orgel von 1725. An den Dom schließt sich im Norden eine Klosteranlage an, die heute das Dommuseum mit der Stiftungsurkunde des Brandenburger Bistums beherbergt. Das Domarchiv ist das älteste Archiv der Mark Brandenburg. Es arbeitet seit 1161 fortlaufend.
Nach der kurzen Runde über das Domgelände verlassen wir die Dominsel über die Krakauer Straße, vorbei an der ehemaligen Burgmühle und der Krakauer Mühle. Zwischen beiden ehemaligen Mühlen hindurch führt der sogenannte „Triebwerkskanal“, die Verbindung zwischen Stimmingsgraben und Domstreng. Unser Weg führt über die 1782 erbaute „Brausebrücke“ über den Jacobsgraben. An der „Brausebrück“ befindet sich ein Bauwerk zu Regulierung des Wasserstandes der Havel, die 1910 errichtete „Stimmingsarche“. 1963 – 1967 wurde dann hier das Große Havel-Wehr errichtet, der größte Überfall (1,60 m) in die Untere Havelwasserstraße. Ihren Namen erhielt die Brausebrücke, da auf der einen Seite das Wasser 1,60 m in die Tiefe stürzt und auf der anderen Seite geschäumt wieder herausströmt. Auf unserem weiteren Weg entlang der Krakauer Straße passieren wir die Brandenburger Vorstadtschleuse. Sie wird von der Berufsschiffahrt genutzt, während die Sportschfffahrt die Stadtschleuse am Steintorturm nutzt. Die Schleuse wurde von bis 1883 errichtet. 1906 bis 1909 wurde dann die zweite Schleusenkammer errichtet, um auch größeren Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen.
Nachdem wir die Schleuse überquert haben, fahren wir noch 700 m entlang der Krakauer Landstraße und biegen dann links ab. Hier erreichen wir den „Storchenradweg“, einen gut ausgebauten Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse nach Klein Kreuz. Seit 05.07.1901 führte eine 26,4 km lange Bahnstrecke der Havelländischen Eisenbahn AG von Röthehof südwestlich von Wustermark u.a. über Roskow, Weseram, Saaringen und Klein Kreutz nach Brandenburg Krakauer Tor. Am 04.10.1959 wurde der Zugverkehr eingestellt und die Strecke zurückgebaut.
Ca. 5 km nordöstlich vom Brandenburger Stadtzentrum erreichen wir den Ort Klein Kreutz, heute ein Wohnplatz im Ortsteil Klein Kreutz/Saaringen der Stadt Brandenburg an der Havel. Der Ortsname enstammt einer alten westslawischen Sprache und bedeutet soviel wie „Ort, wo Birnen wachsen“. Klein Kreutz wurde erstmals 1320 urkundlich erwähnt. Die imposante Dorfkirche wurde 1867/68 an der Stelle eines Vorgängerbaus von 1330 errichtet. Nordöstlich des Dorfkerns auf dem Hügel „Hohe Warte“ liegen die alten Weinberge. Die Altstadt Brandenburg nutzte den Marienberg in der Stadt zum Weinanbau. Daher wollte der Stadtrat der Neustadt Brandenburg ebenfalls einen Weinberg betreiben. Dafür wurde 1525 in Klein Kreutz der Ortsteil Alter Weinberg angelegt. Auf der 63 m hohen Hohe Warte entstanden 43 Weingärten. Der Weinanbau ging stetig zurück, so daß ab dem 19. Jahrhundert Getreide und Obst angebaut wurde. Teile der alten Terrassen und der Obstbäume existieren noch heute. In Klein Kreutz verlassen wir den Storchenradweg, nicht aber die alte Bahntrasse. Dieser folgen wir noch ca. 1 km bis zur Straße „Alte Weinberge“, die uns um den ehemaligen Weinberg „Hohe Warte“ herum auf die Landstraße L 91 führt in die wir rechts einbiegen. Nach
ca. 1500 m auf der L 91 biegen wir wieder rechts ab und erreichen bald darauf den Wohnplatz Saaringen im Ortsteil Klein Kreutz/Saaringen von Brandenburg an der Havel. Saaringen liegt, wie Klein Kreutz, direkt an der Havel und ist vom Landschaftsschutzgebiet Brandenburger Osthavelniederung umgeben. Der Ort wurde 1320 erstmals urkundlich erwähnt. Sehenswert ist die 1796 errichtete Kirche.
Von Saaringen aus folgen wir nun für ca. 3 km dem Radweg nach Weseram. Weseram ist ein Ortsteil der Gemeinde Roskow. Das Dorf wurde erstmals 1317 urkundlich erwähnt. Es lag im Hochstift Brandenburg, dem Reichsfürstentum des Bischofs des Bistums Brandenburg und war somit kein Teil der Mark Brandenburg. Der Ortsname ist ein slawischer Spottname und bedeutet „Siedlung mit Leuten, die alles zerhacken“. Die barocke Dorfkirche stammt von 1752 und ist damit das älteste noch erhaltene Gebäude im Ort. Die gusseisernen Glocken stammen vom Vorgängerbau und sind aus den Jahren 1516 und 1448. In der Kirche befindet sich eine Orgel von 1870.
Von Weseram aus fahren wir wieder auf der alten Trasse der ehemaligen Havelländischen Eisenbahn AG über 3 km bis nach Roskow. Der Radweg endet am ehemaligen Bahnhof, heute als Wohnhaus genutzt. Roskow wurde 1270 erstmals urkundlich erwähnt. Der Bahnhof Roskow war der Umsteigebahnhof zwischen den beiden Bahnlinien nach Brandenburg. Eine Linie führte über Weseram und Saaringen nach Brandenburg Krakauer Tor, die andere Linie über Lünow, Ketzür, Radewege nach Brandenburg Altstadt. Die Dorfkirche in Roskow wurde 1724 anstelle eines Vorgängerbaues im Barockstil errichtet. Nur der aus der Zeit der Gotik stammende Turm blieb vom Vorgängerbau erhalten.
Von Roskow aus fahren wir 5 km über die Landstraße 92 Richtung Ketzin bis Gutenpaaren / Zachow. Gutenpaaren war einst eine selbständige Gemeinde, ist seit 1950 ein Ortsteil von Zachow. Das Straßendorf Gutenpaaren wurde 1170 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit eine der ältesten Siedlungen im Havelland. Der Ortsname ist slawisch und beschreibt eine Siedlung in sumpfiger Gegend. Seit 2003 ist das Dorf ein Gemeindeteil von Ketzin. Die Dorfkirche wurde 1356 als Saalkirche aus Backstein errichtet. Eine der Kirchenglocken ist auf 1511 datiert, die Orgel stammt aus dem 18. Jahrhundert. Zachow wurde ebenfalls bereits 1170 urkundlich erwähnt. 2003 wurde der Ort zusammen mit Gutenpaaren in die Stadt Ketzin eingemeindet. Einen Kirchenbau in Zachow gab es bereits im 12. Jahrhundert. Das Alter der Dorfkirche läßt sich nicht exakt bestimmen. Es handelt sich jedoch um eine im Ursprung mittelalterliche Kirche, die im gotischen Stil errichtet und 1721 im Stil des Barock umgestaltet wurde. Die Kirche ist überwiegend aus rotem Backstein gemauert.
Wir setzen unseren Weg über die Brandenburger Chaussee in Richtung Ketzin fort. Vorläufer der heutigen Straße war der „Kuhdamm“, der angelegt wurde, um die kostbare Ziegelerde im Gebiet um Zachow abbauen zu können. Die Straße wurde erst 1886 gebaut. Bis dahin existierte keinerlei Verbindung zwischen Zachow und Ketzin, nicht einmal ein Feldweg durch das Mittelbruch. Ab 1870 erfolgte der Abbau der 1860 entdeckten Tonerde in großem Stil. Nach dem Ende des Tonabbaus liefen die Tongruben, „Erdelöcher“ genannt, voll Wasser. Diese kleinen Seen säumen heute die Straße zwischen Zachow und Ketzin und sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
1882 gab es im Gebiet Zachow / Ketzin 14 große Ziegeleien und 13 Tongruben. Weiter führt unser Weg über die Nauener Straße in die Innenstadt von Ketzin/Havel. Ketzin/Havel hieß bis Dezember 2010 Ketzin und ist eine amtsfreie Kleinstadt. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1197. 1893 wurde die Bahnlinie Ketzin – Nauen der Osthavelländischen Kreisbahnen eröffnet. Seit Einstellung des Personenverkehrs 1963 findet auf dieser Strecke nur noch Güterverkehr statt. Auf dem Bahnhof Ketzin kann man einen historischen Fahrzeugpark besichtigen. Unser Weg führt vorbei an der 1910 errichteten katholischen Kirche „Rosenkranzkönigin“. Es ist ein neugotischer Backsteinbau mit einem 40 m hohen Turm. Unweit davon steht das Ketziner Rathaus. Es wurde 1887 als Wirtschaftsgebäude errichtet, war dann bis 1907 kaiserliches Postamt und ab 1911 nach Anbau eines Seitenflügels und des Turmes Rathaus. Die weiter südlich in Havelnähe gelegene evangelische Kirche St. Petri wurde 1758-1763 als barocke Saalkirche erbaut. Der Turm stammt vom Vorgängerbau aus der Zeit um 1200.
Von Ketzin/Havel aus fahren wir nun über die Potsdamer Straße (L 92) in Richtung Paretz. Am Ortseingang sehen wir links an der Straße auf einer kleinen Anhöhe eine Bockwindmühle. Die Mühle stammt ursprünglich aus Etzin und wurde 1888 hierher versetzt. Bis 1958 fand der Mühlenbetrieb statt. Danach verfiel die Mühle zusehends. Die Ruine wurde von einem Hobbyhandwerker aufgekauft und wieder instand gesetzt. Von April bis September kann die Mühle an jedem ersten Sonntag im Monat besichtigt werden.
Der Ort Paretz, den wir nun erreichen, ist seit 1960 ein Ortsteil von Ketzin. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1197. 1797 erwarb der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm III. von Preußen den Ort. Er ließ den Ort mit dem Schloss Paretz, dem Schloßpark und einer Dorferneuerung zum Sommersitz für sich und seine Gemahlin Königin Luise umgestalten. Zuerst stoßen wir am Rande des Schloßparks auf die Dorfkirche von Paretz, die in ihren Grundmauern aus dem 12. Jahrhundert stammt und ein kirchenbauliches Kleinod im Havelland darstellt. 1700 wurde der Kirchturm teilweise in Fachwerk errichtet. Seit 1724 erklingt die erste Glocke, die auch heute noch mit Seilzug bedient wird. 1727 entstand der Rokoko-Kanzelaltar. 1797 wurde die Kirche erneut umgebaut und erhielt ihre heute Gestalt, sowie zwei wertvolle romanische Glasmalereien aus der Zeit um 1200, die vermutlich aus dem Liebfrauenkloster Magdeburg stammen.
Unweit der Kirche sehen wir schon das Schloß Paretz. Das Schloß und das Dorf Paretz wurden von 1797 bis 1804 von David Gilly als Sommerresidenz für Friedrich Wilhelm II. und eine Gemahlin Luise planmäßig angelegt. Nach der Restaurierung des lange Zeit bis zur Unkenntlichkeit verunstalteten Schlosses gibt es seit 2014 eine Dauerausstellung zur Bau- und Nutzungsgeschichte. Schloß und Garten gehören heute zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.
Vom Schloß Paretz aus fahren wir ca. 600 weiter auf der L 92 in Richtung Uetz und stoßen nach ca. 600 m auf das Schöpfwerk und die ehemalige Schleuse Paretz am Nauen-Paretzer Kanal. Die Paretzer Schleuse verband den ab 1913 gebauten Nauen-Paretzer Kanal (Hauptschifffahrtskanal Paretz-Nauen) bei Ketzin mit der Havel. 1916 wurde das Pumpenhaus (Schöpfwerk) gebaut, um die Entwässerung der landwirtschaftlichen Flächen zu unterstützen. Heute wird die Funktion des Schöpfwerkes von einer modernen, im Vorbecken platzierten Unterwasserpumpenanlage übernommen. Das Ensemble aus Schleuse, Wehr, Pumpenhaus und Trafoturm stehen unter Denkmalschutz. 2006 wurde das Schöpfwerk, unterstützt von einer privaten Stiftung repariert, die bauliche Hülle denkmalgerecht saniert, an der stillgelegten Schleuse diverse Umbauten vorgenommen und für die Präsentation als technisches Denkmal vorbereitet.
Ca. 200 m nach dem Schöpfwerk überqueren wir auf der Straßenbrücke Paretz den Havelkanal. Wir folgen weiter der Landstraße L 92 und erreichen nach ca. 1.500 m den Ort Uetz-Paaren. Uetz-Paaren ist ein Doppeldorf und Ortsteil von Potsdam. Die beiden Gemeindeteile Uetz und Paaren sind durch das Feuchtgebiet der Wublitz getrennt, eine direkte Verbindung besteht nicht. Die kürzeste Wegstrecke zwischen beiden Orten beträgt 4 km. Das Gassendorf Uetz wurde um 1180 angelegt, die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1313. Die Dorfkirche von Uetz entstand um 1870 unter Verwendung mittelalterlicher Reste als neugotische Kirche. Der mit Kalkstein verblendete Glockenturm wurde um 1900 hinzugefügt.
Wir durchqueren das Gassendorf Uetz, fahren am Dorfende unter der Autobahn A 10 hindurch und unmittelbar nach der Unterquerung nach links in den „Fährweg“. Dieser führt uns ca. 1 km parallel zur Autobahn bis zur Bundesstraße B 273. Dort fahren wir rechts auf den Radweg und biegen nach 700 m wieder rechts ab in die „Hauptstraße“. Dieser folgen wir ca. 1 km und haben den Schloßpark und das Schloß von Marquardt erreicht. Marquardt ist seit 2003 ein Ortsteil der Landeshauptstadt Potsdam und wurde 1313 erstmals urkundlich erwähnt. Schloss Marquardt, ein barockes Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert, das Anfang des 20. Jahrhunderts durch An- und Umbauten sein heutiges Aussehen erhielt, ist umgeben von einem 1823 nach Plänen Peter Joseph Lennés gestalteten weit verzweigten Park, der sich entlang des Schlänitzsees erstreckt. Ausführlich werden das Schloss und seine Eigentümer von Theodor Fontane im Band Havelland seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg behandelt. Das Schloss hat eine wechselvolle Geschichte als Wohnort oder Sommersitz adliger oder großbürgerlicher Besitzer, sowie unter anderem als Hotel, Lazarett und Universitätsinstitut. Das Schloss wird heute für Hochzeiten genutzt und es gibt ein Schlosscafé. Die Dorfkirche wurde anstelle eines abgerissenen Vorgängerbaus 1900/1901 nach Plänen des Berliner Architekten Adolf Stegmüller backsteinsichtig auf kreuzförmigem Grundriss im neuromanischen Stil errichtet.
Nach der Besichtigung von Schloßpark, Schloß und Kirche fahren wir weiter in Richtung Satzkorn. Dazu überqueren wir die Bahnlinie des Berliner Außenringes und fahren dann 4 km auf der Satzkorner Straße. Satzkorn ist ebenfalls seit 2003 ein Ortsteil von Potsdam. Die frühesten schriftlichen Hinweise auf Satzkorn stammen aus dem Jahre 1332. Die evangelische Dorfkirche wurde zuerst im 13. Jahrhundert aus Feldsteinen erbaut und 1669 sowie 1873 und 1908 umgebaut. Im Inneren befinden sich 4 Grabplatten aus dem 187. Jahrhundert sowie ein geschnitzter Altaraufsatz von 1670 und eine hölzerne Kanzel von 1671.
Wir verlassen Satzkorn über die Dorfstraße / Ketziner Straße, biegen dann links in die Fahrländer Straße (K6304) ein und folgen dieser ca. 2 km bis nach Kartzow. Der kleine Ort Kartzow ist ein bewohnter Gemeindeteil von Fahrland, einem Ortsteil von Potsdam. Die erste schriftliche Erwähnung von Kartzow geht auf das Jahr 1357 zurück. Die südliche Begrenzung des Ortes biildet das ehemaligen Rittergut unter der Bezeichnung Schloss Kartzow mit dem dazugehörigen Gutspark. Heute befinden sich hier eine Außenstelle des Standesamtes Potsdam und ein Hotelbetrieb. Die Kartzower Dorfkirche wurde 1886 als neogotischer Back- und Feldsteinbau auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert , der durch einen Brand vernichtet wurde, errichtet. Östlich vor der Kirche steht ein mittelalterliches Sühnekreuz aus Granit.
Von Kartzow aus fahren wir ca. 4 km über den Glienicker / Döberitzer Weg bis ins Zentrum von Fahrland. Dieser Weg ist kein richtiger Radweg, sondern nur ein rechts fester, aber ausgewaschener Feld- und Wanderweg. Er führt aber durch eine ruhige, waldreiche Gegend. Wir erreichen Fahrland, einen Ortsteil von Potsdam. 1197 wurde die Ortschaft erstmals urkundlich erwähnt. Die erste fahrländer Dorfkirche stammt aus dem Mittelalter. 1709 wurde das Gebäude grundlegend im barocken Stil umgebaut. Der Kirchturm wurde 1740 aufgestockt und 1772 mit einer barocken Gliederung versehen. Der Ort Fahrland liegt nördlich des Fahrlander Sees, an dessen Nordufer sich der geografische Mittelpunkt des Landes Brandenburg befindet.
Der Weg dorthin führt uns über die Marquardter Straße und die Straße Am Weinberg zum Weg am Fahrlander See. Der Weg ist zwar offiziell als Wanderweg ausgeschildert, aber doch nicht mehr als ein einfacher Trampelpfad und für Radler doch schon sehr gewöhnungsbedürftig. Der geografische Mittelpunkt des Landes Brandenburg liegt bei 52 27´ 32,5´´ nördl. Breite und 13 00´ 57´´ östl. Länge und ist durch eine Edelstahlstehle im Fahrlander See markiert. Der See selbst ist 210 ha groß, ca. 3 m tief und wird vom Sacrow-Paretzer-Kanal durchflossen.
Über „Zum Pumpenhaus“ und „Weinbergweg“ erreichen wir wieder ordentlich Radwege. Wir folgen nun für 4 km dem Radweg „Gartenkulturpfad Potsdamer Landpartie“ immer am Ufer des Fahrlander Sees entlang, durch Neu Fahrland bis zur Bundensstraße B 2. Hier stoßen wir auf den Berliner Mauerweg, dem wir nun auf den restlichen KM bis nach Alt-Kladow folgen werden. Die Strecke führt uns um den Krampnitzsee herum, am Lehnitzsee und Jungfernsee entlang durch herrliche Buchenwälder bis zur Heilandskirche am Port von Sacrow. Die Kirche wurde 1844 auf Wunsch von Friedrich Wilhelm IV. im italienischen Stil errichtet. Vom Ufer des Jungfernsees aus haben wir einen schönen Blick auf die Glienicker Brücke, die Berlin und Potsdam verbindet.
Unmittelbar neben der Kirche befinden sich Schloß und Schloßpark Sacrow. Das Schloß Sacrow wurde 1773 von dem schwedischen Generalleutnant Johann Ludwig von Hordt, dem Festungskommandanten der Zitadelle Spandau, erbaut. Westlich des Schlosses steht im Park eine imposante Stieleiche. Sie ist der älteste Baum von Potsdam. Sacrow ist heute ein Ortsteil der Landeshauptstadt Potsdam. Vom Schloßpark aus fahren wir nun über die Kladower und dann Sacrower Landstraße immer am westlichen Havelufer entlang in Richtung Alt Kladow, dem südlichsten Ortsteil des Berliner Stadtbezirks Spandau. Von Alt Kladow aus setzen wir mit der BVG-Fähre F 10, die täglich von 06:00 Uhr bis 19:00 Uhr stündlich verkehrt, nach Wannsee über. Die Fahrzeit beträgt ca. 20 min. Vom Fähranleger Wannsee bis zum S-Bhf. Wannsee sind es nur wenige hundert Meter. Hier endet unsere Fahrt durch das Havelland.
Länge der Strecke: 75,3 km
Verlauf der Strecke: Brandenburg a. d. Havel / Klein Kreutz / Saaringen / Weseram / Roskow / Gutenpaaren / Ketzin / Paretz / Uetz / Marquardt / Satzkorn / Kartzow / Fahrland / Neu Fahrland / Krampnitz / Sacrow / Kladow
Beschaffenheit der Strecke: gute Radwege, wenig befahrene Landstraßen, gut befahrbare Feldwege, Trampelpfad am Fahrländer See
Download der GPX-Datei: Brandenburg-Wannsee