Unsere Radtour startet am Bahnhof Bad Wilsnack und führt uns durch die Natur-Idylle der Prignitz, vorbei an bedeutenden Wallfahrtsorten, Burgen, verträumten Dörfern mit romantischen Kirchen und jahrhundertealten Städtchen. Die ersten 44 km unserer Tour führen uns auf einem Teil des Radweges „Bischofstour“ von Bad Wilsnack nach Pritzwalk. Der ganze Radweg führt vom Havelberger Dom zur Alten Bischofsburg Wittstock über 108 km.
Namensgeber der „Bischofstour“ sind die Havelberger Bischöfe, die von 948 bis 1548 die Geschicke der Region bestimmten. Mit dem Tod des letzten Havelberger Bischofs Busso II. von Alvensleben endete 1548 die Periode der Havelberger Bischöfe.
Wir fahren vom Bahnhof Bad Wilsnack über die „Badstraße“, dann links in die „Dr.-Wilhelm-Külz-Str.“ und gleich darauf wieder rechts in „Am Eierberg“ und „Am Park“ zum Radweg nach Plattenburg. Dieser Weg führt 7 km durch herrliche Wälder, bis wir die Plattenburg erreichen. Sie ist die älteste erhaltene Wasserburg Norddeutschlands und wurde bereits um 1200 angelegt. Von 1319 bis 1548 nutzen die Havelberger Bischöfe die Plattenburg als Sommerresidenz. Sehenswert sind der Rittersaal und die Halle im Bischofsflügel. Auch eine Gaststätte befindet sich in der Plattenburg.
Wir setzten unsere Fahrt durch die herrliche Natur der Prignitz fort und radeln Richtung Norden. 5 km nach der Plattenburg erreichen wir das Sackgassendorf Kletzke (1307), einem Ortsteil der Gemeinde Plattenburg. Der Ort war der Rittersitz derer von Quitzow zu Kletzke. Reste einer Wasserburg derer von Quitzow auf einem von Wassergräben umbgebenen Hügelgelände mit beträchtlichen Überresten starkwandiger Feldsteinmauern sind noch vorhanden. Die Burg wurde bis in 17. Jahrhundert bewohnt. In der Dorfmitte steht eine der ältesten und bedeutendsten Kirchen der Region aus dem 13. Jahrhundert. Unter dem Altar befindet sich die Quitzowsche Gruft mit 7 Särgen. Der wertvollste Besitz der Kirche sind 6 Bände von Luthers Werken aus dem Jahre 1556.
Von Kletzke aus fahren wir 3 km weiter bis in das Straßendorf Viesecke 1335), einem Ortsteil der Gemeinde Plattenburg. Viesecke gehörte zur Herrschaft Kletzke derer von Quitzow. Der Ort war von 1897 bis 1969 Eisenbahnknotenpunkt. 1897 eröffenete die Schmalspurbahn Perleberg – Kyritz auf 46 km ihren Betrieb mit einem Bahnhof in Viesecke. 1900 wurde die Linie Gletzke – Glöwen über Viesecke auf 15 km eröffnet. Am 31.05.1969 wurde der Personen- und Güterverkehr auf beiden Linien eingestellt. Heute existiert nur noch eine Museumsbahn auf der Strecke Lindenberg – Mesendorf, liebevoll „Pollo“ genannt.
Wir setzen unsere Tour in Richtung Pritzwalk fort. 4 km hinter Viesecke fahren wir am „Landschaftspark Hoppenrade“, der bedeutendsten Parkanlage der Prignitz, vorbei, passieren den Ort Garz (1343), Ortsteil von Plattenburg und erreichen nach insgesamt 25 km Lindenberg (1348), Ortsteil der Gemeinde Groß-Pankow. In Lindenberg befindet sich das Prignitzer Kleinbahnmuseum. Von hier finden die Fahrten der Museumsbahn „Pollo“ auf der 9 km langen Schmalspurstrecke bis Mesendorf statt.
19 km bis Pritzwalk liegen noch vor uns. Die Strecke führt uns über das Runddorf Groß Woltersdorf (Groß-Pankow), durch die Wahrberge nach Mesendorf (1319), einem Ortsteil von Pritzwalk am Fuße der Kronsberge. Nachdem wir die Kronsberge hinter uns haben, streifen wir den Ort Kuhsdorf (Groß Pankow), passieren Giesensdorf (1343, seit 1411 Eigentum der Stadt Pritzwalk) und erreichen schließlich Pritzwalk. Die Kleinstadt im Landkreis Prignitz des Landes Brandenburg wurde 1256 erstmals urkundlich erwähnt und gehörte zum Herrschaftsbereich der Gans Edlen Herren zu Putlitz, die als Gründer der Stadt gelten.
Tour Brandenburg
Nachdem wir uns in Pritzwalk gestärkt haben, verlassen wir den „Bischofstour“-Radweg und setzen unsere Tour in westliche Richtung nach Wolfshagen auf einem Teilstück des Radweges „Tour Brandenburg“ fort. Der Radweg „Tour Brandenburg“ ist mit 1111 km der längste Radweg Deutschlands. Unser Weg führt größtenteils parallel zur Dömnitz, einem Nebenfluß der Stepenitz. Wir passieren die kleinen Orte Schönhagen (Pritzwalk), sowie die Ortsteile Groß Langerwisch, Helle, Wolfshagen und Seddin der Gemeinde Groß-Pankow. In Helle steht eine kleine Kirche mit einem Flügelaltar von 1485. Die heutige Kirche wurde 1913 als 3. Nachfolgebau zweier Vorgängerkirchen errichtet. Ab Helle führt unser Radweg parallel zur Stepenitz, dem saubersten Fluß Brandenburgs. Kurz vor Wolfshagen passieren wir die Mündung der Dömnitz in die Stepenitz.
In Wolfshagen befindet sich das Schloß derer von Putlitz. 1147 brachten die aus der Altmark stammenden Gans Edlen Herren zu Putlitz des Flussgebiet der Stepenitz unter Ihre Herrschaft und errichteten eine Wasserburg. 1590 erfolgte die Erweiterung zu einem 4-flügeligen Renaissance-Schloß, welches nach dem 30-jährigen Krieg jedoch verfiel. Von 1771 bis 17987 ließ Albrecht Gottlob Gans Edler Herr zu Putlitz auf den Fundamenten eine spätbarocke Zweiflügelanlage errichten, die heute noch erhalten ist. Um das Schloß herum gestaltete Lennè beiderseits der Stepenitz einen Landschaftspark. Das Schloß beherbergt Grisaille-Malereien, die einmalig in der Kunstgeschichte Brandenburgs sind, sowie eine interessante Prozellan-Sammlung. Auch ein kleines, feines Cafè ländt zu einer Pause ein.
Gänsetour
Ab Wolfshagen fahren wir das letzte Stück unserer Tagestour auf dem Radweg „Gänsetour“. Mit der Eroberung der Prignitzer Gebiete durch den Ritter Johannes begann im 10. bis 12. Jahrhundert die Geschichte des Adelsgeschlechts der Edlen Herren Gans zu Putlitz. Der Name der Tour bezieht sich auf dieses Adelsgeschlecht und ihr Wirken in der Prignitz. Sie gründeten u.a. die Städte Wittenberge, Perleberg, Putlitz, Pritzwalk und das Zisterzienserkloster Marienfließ. Die „Gänsetour“ führt über 108 km von Wittenberge nach Meyenburg entlang der Stepenitz. Am Weg liegen Herrenhäuser, Burgen, Parks und Kirchen die auf das Wirken der Gans Edlen Herrn zu Putlitz zurückgehen.
Wir wenden uns nach Überquerung der Stepenitz in Wolfshagen nach Süden und erreichen ca. 2 km später den Ort Seddin (Ortsteil von Groß-Pankow). Die Dorfkirche von Seddin wurde um 1300 erbaut und im 15. Jahrhundert umgebaut. Der Turm wurde 1739 zerstört. Der Glockenturm vor der Kirche datiert aus dem Jahr 1923. Ca. 3 km südwestlich von Seddin liegt das Königsgrab von Seddin, ein Grabhügel aus der jüngeren Bronzezeit um 800 v.Chr. Der Grabhügel ist 10 hoch und hat einen Durchmesser von 63,8 m. Die intakte Grabkammer wurde im September 1899 von Arbeitern zur Steingewinnung erbrochen. Die Fundstücke des Grabes sind in einer Dauerausstellung im Märkischen Museum von Berlin zu sehen, Nachbildungen des Fundkomplexes im Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, im Prignitz-Museum Havelberg sowie im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg im Paulikloster.
Wir fahren weiter auf der „Gänse-Tour“ parallel zur Stepenitz, passieren den Ort Kreuzburg (Gemeindeteil von Groß-Pankow) und erreichen Lübzow (1312),einen Ortsteil von Perleberg. Sehenswert ist hier die Dorfkirche, die als die kleinste Dorfkirche der Prignitz gilt. Ihre Seitenlänge beträge nur 10,60 m. Nach einer Fahrt von 78 km erreichen wir schließlich Perleberg, die zweitgrößte Stadt der Prignitz nach Wittenberge. Perleberg ist die Kreisstadt des Landkreises Prignitz im Land Brandenburg. Die Stadt wurde von den Ganz Edlen Herren von Putlitz gegründet und erhielt von diesen 1239 das Stadtrecht. 1303 erwarb die Stadt den Fluß Stepenitz und trat der Hanse bei. Seit 1498 steht auf dem Perleberger Markt eine 5,50 m hohe Rolandfigur. Sie gilt als die zweitgröße Rolandfigur in Deutschland. Dargestellt ist ein Ritter mit verzierter Rüstung und erhobenem Schwert. An sein linkes Bein ist ein Schild mit dem märkischen Adler gelehnt. Auf dem Sockel der Figur sind Szenenen aus der Herkules-Sage abgebildet. Perleberg ist Mitglied des Rolandnetzwerkes, dem in Deutschland 16 Rolandorte angehören. Seit 27.03.2017 trägt die Stadt offiziell den Zuatznamen „Rolandstadt“.
Die letzten 11 km führt unser gut ausgebauter Radweg recht unspektakulär von Perleberg parallel zur B 109 nach Wittenberge, größenteils durch Wald. Die letzte beiden km führen direkt an bzw. auf der Straße entlang zum Bahnhof, den wir nach knapp 90 km erreichen.
Streckenlänge: 89,42 km
Verlauf der Strecke: Bischofstour – Bad Wilsnack / Plattenburg / Ketzke / Viesecke / Hoppenrade / Garz / Lindenberg / Groß-Woltersdorf / Mesendorf / Kuhsdorf / Giesensdorf / Pritzwalk
Tour Brandenburg – Pritzwalk / Schönhagen / Helle / Wolfshagen
Gänsetour: Wolfshagen / Seddin / Kreuzburg / Lübzow / Perleberg / Wittenberge
Beschaffenheit der Strecke: gut ausgebaute, glatte Radwege, hartgesandete Radwege, Ortsverbindungsstraßen
Download GPX-Track: Bischofstour